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Coliving – der Trend kommt nach Hamburg

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Der Coworking-Hype geht einen Schritt weiter: Nach Coworking kommt Coliving – also Leben und Arbeiten unter einem Dach. Hamburger Studentinnen sind für zwei Monate in die New Yorker Coliving-Welt eingetaucht und berichten von ihren Erfahrungen.

Die Start-up Szene im Silicon Valley macht es vor – und Hamburg zieht nach… Wir haben bereits in unserem großen UNISCENE-Check Hamburger Coworking Spaces genau unter die Lupe genommen. Trotzdem steht der Trend Coliving in Deutschland generell bislang noch in den Kinderschuhen. Doch das könnte sich bald ändern. Noch in diesem Jahr soll auf über 7.500 Quadratmetern der größte Coworking- und Coliving-Campus Deutschlands in – kurzer Trommelwirbel – Hamburg-Hamm entstehen. Durch Rent24, ein europäischer Anbieter, wird ein ehemaliges Fabrikgebäude in der Eiffestraße derzeit kernsaniert. Nach der Fertigstellung sollen auf sechs Etagen Arbeits-bereiche, Veranstaltungsräume und verschieden große Apartments zum Wohnen angeboten werden. Äußerst dekadent: Es wird sogar einen Foodmarket sowie ein Bar- und Loungebereich geben.

In der Schanze lebt bereits seit 2015 eine WG nach dem Coliving-Prinzip. Die Bewohner Natalie Richter, Theresa Grotendorst, Lara Keuthen, Manuel Dingemann und Boris Erceg sind Gründer oder Freelancer, die sich in ihrer Freizeit sozial und ehrenamtlich engagieren. Ihre WG dient als Inspirationsquelle und Raum für Ideen, an denen gemeinsam gearbeitet wird – ein „sozialer Inkubator”, wie sie ihren Wohn- und Arbeitsort selber nennen. „Wir sind Menschen, die für ihre Ideen brennen und sich bewusst für die lokale Gründerszene einsetzen“, lautet die Message der Working-WG, die ordentlich Zuwachs bekommen hat und mittlerweile 10 Bewohner zählt.















Leben und arbeiten zusammen unter einem Dach – die Coliving-WG in der Schanze.


 

  • „Ich genieße dieses spezielle Wir-Gefühl“


Sechstausend Meilen entfernt haben die drei Hamburger Studentinnen Johanna Röhr (27), Ines Timm (29) und Johanna Felde (25) erste Coliving-Luft in New York City geschnuppert. Für die Arbeit an ihrem Blog und Uniprojekt „Schichtwechsel“ haben die drei Mädels Anfang 2018 für zwei Monate im WeLive gelebt, einem Coliving-Space mitten in der Wall Street.

Hat euch etwas ganz besonders überrascht im WeLive?
Ines
: Mich hat am meisten überrascht, wie offen und kommunikativ alle waren. Networking war so gar kein Problem!
Johanna F.: Man war nie alleine und das „We“ wird im WeLive großgeschrieben. Viele gemeinsame Events, eine App, über die man mit den anderen kommunizieren kann oder viele Gemeinschaftsräume führen zu diesem „Family“-Gefühl.
Johanna R.: Mich hat am meisten überrascht, wie schnell Arbeit und Privatleben verschwommen sind und wie schwierig es ist, die Bereiche wieder trennen zu können. Wir haben in einem Gebäude gewohnt, gefeiert und Sport gemacht – und zu dritt in einer Wohnung gearbeitet.

Was hat euch während eurer Zeit im Coliving-Space am besten gefallen?
Johanna R.
: Ich mochte dieses spezielle „Wir-Gefühl”. Alle Bewohner hatten hier eine Sache gemeinsam: das WeLive. Das klingt erstmal trivial, aber dadurch entsteht eine besondere Offenheit und ein sehr wertvoller Austausch
Johanna F.: Mir hat die Vielfalt an Freizeitaktivitäten und Networking-Möglichkeiten sehr gefallen: Das Gute ist, dass man beispielsweise zum Sport machen, nur kurz die Klamotten wechseln und mit dem Fahrstuhl runterfahren muss.

Andersrum gefragt: Was hat euch am wenigsten gefallen?
Ines
: Wir haben gearbeitet, wo wir lebten: Auf der Terrasse, in der Gemeinschaftsküche oder auf dem Bett. Es ist irgendwie ein seltsames Gefühl, wenn der Ort, an dem man schläft, auch gleichzeitig der Arbeitsplatz ist. Für kurze Zeit ist das gut machbar, aber langfristig finde ich das schwierig.
Johanna R.: So toll das Familien-Gefühl auch ist, wissen wir: Familie kann auch mal nerven. Manche Leute ließen zum Beispiel ihre Wäsche ewig im Trockner liegen oder spülten in den Gemeinschaftsküchen ihr Geschirr nicht ab. Darauf könnte ich verzichten.


Das ist Schichtwechsel
Johanna Röhr, Ines Timm und Johanna Felde studieren Digitale Kommunikation an der HAW. Auf ihrem Blog Schichtwechsel schrieben die Drei im Rahmen eines Uni-Projekts über die Zukunft der Arbeit. Für zwei Monate waren die Studentinnen dafür in New York – Trendmetropole und Vorreiter in Sachen moderner Arbeitswelt. Unterstützt wurden sie von der Kommunikationsagentur Faktor 3 und Microsoft. Mehr Infos gibt es hier

WeLive in New York
Mitten in der New Yorker Wall Street befindet sich das Coliving-Space WeLive. In einem Wolkenkratzer werden auf 20 Stockwerken 200 möblierte Apartments tage- oder monatsweise vermietet. Ein Dreizimmer-Apartment mit gemeinsamer Küche, Bad und Wohnzimmer kostet schlappe 8.000 Dollar. Allen CoLivern stehen eine große Gemeinschaftsküche, Terrasse mit Whirlpool, ein Sportstudio, in dem täglich mindestens zwei Kurse angeboten werden, monatliche Grundreinigung und ein Waschraum zur Verfügung. Das WeLive wird vom US-Unternehmen WeWork bettrieben. Ein weiteres Space steht in Arlington in Virginia.












Kochen & Connecten: Das WeLive in New York bietet eine große Gemeinschaftsküche.



Text: Kristina Regentrop
Fotos: Dohmeyer (1), Röhr (1), Erceg (1)

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