Es ist ein Thema, das nie aus der Mode kommt: die Kommunikation zwischen Mann und Frau. Trotz zahlreicher Ratgeber à la „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“ halten die Probleme an. Was bei kleinen Missverständnissen anfängt, hört oft mit fassungslosem Kopfschütteln auf. Jens Clasen (42), Textchef von „Men‘s Health“, wird selbst immer wieder Zeuge von fehlgeleiteten Gesprächen und Diskussionen. Und weil viele dieser Dialoge einen großen Unterhaltungswert besitzen, hat der Autor sie in seinem neuesten Buch zusammengefasst.
Herr Clasen, Sie arbeiten seit 1999 bei der „Men‘s Health“ und sind seit Anfang letzten Jahres Textchef. Wie oft beschäftigt Sie das Thema Männer und Frauen?
Tatsächlich habe ich mich schon am Anfang meiner Karriere mit dem Thema Partnerschaft auseinandergesetzt und viel dazu geschrieben. Aber das Thema bleibt immer interessant. Bei meinem letzten Buch „Männer bohren nicht in der Nase, sie streicheln ihr Gehirn“ ging es eher um reine Männer-Dialoge. Doch mir ist bei der Arbeit aufgefallen, dass es fast einfacher ist, Gespräche zwischen Männern und Frauen zusammenzubekommen.
Und so sind Sie dann zu Ihrem neuen Buch gekommen?
Ja, genau. Ich hatte noch ziemlich viel ungenutztes Material von meinem Männer-Buch, das ich verwenden konnte. Es ist also eine neue Sammlung mit einem anderen Fokus.
Wo kommen die gesammelten Gesprächsfetzen her? Aus Ihrem persönlichen Umfeld?
Kurz gesagt: Ein guter Journalist schweigt über seine Quellen (lacht). Nein, ich habe das Material wirklich überall her. Ich bin immer sehr dankbar, wenn mir solche Gesprächssituationen zugetragen werden. Aber mittlerweile habe ich auch ein ziemlich gutes Gespür entwickelt und schnappe viel um mich herum auf. Ganz tolle Quellen sind S-Bahn, U-Bahn und Bus, aber auch Fernzüge, wenn man im Großraum-Abteil reist.
Kommt denn auch einiges aus Ihrem eigenen Alltag?
Ich muss meine Quellen ja schützen, also auch mich selbst. Klar bin ich an der einen oder anderen Stelle auch vertreten. Das sind aber vor allem Situationen aus früheren Beziehungen, meine Frau bietet da nicht so viel Material – zum Glück!
Aber fiktive Gespräche haben Sie nicht verwendet, oder?
Nein. Es wäre ja nicht dasselbe Buch, wenn ich da ausgedachte Witz-Geschichten mit hineingenommen hätte. Das Buch lebt davon, dass es lebt.
Nun aber zum Eigentlichen: Warum ist die Kommunikation zwischen Männern und Frauen denn oft so schwierig?
Naja, es herrscht eben immer Spannung zwischen Mann und Frau, besonders in einer Partnerschaft. Ich würde gar nicht unbedingt sagen, dass wir von Grund auf verschieden sind. In meinem Buch gibt es an vielen Stellen weinerliche Männer und knallharte Frauen, auf die keine der typischen Klischees passen. Vielleicht sollten wir einfach damit aufhören, den anderen schlecht zu machen und alles nicht so ernst nehmen.
Hoffen Sie, dass die Leser dieselbe Einsicht haben?
Ja, klar. Mein Ziel ist ja nicht, Männer und Frauen gegeneinander aufzuhetzen. Ich möchte viel lieber, dass wir lernen über uns selbst zu lachen und dann auch miteinander lachen können. Das ist doch viel schöner, als immer nur zu gucken, wer der Bessere oder die Klügere ist.
Sie spielen in Ihrem Buch auch mit Rollenklischees. Brauchen wir eigentlich Rollen?
Ich finde Rollenklischees interessant, denke aber, dass man sie ruhig mal umdrehen und durcheinander werfen kann. Rollen an sich geben sicherlich Halt für die eigene Identität und bieten Orientierung. Es ist nur die Frage, wie man mit ihnen umgeht: Man kann sich an ihnen festklammern oder man nutzt sie als eine Art Geländer, das einen in schwachen Momenten stützt, das man aber nicht dauerhaft braucht. Ich würde zu der Geländer-Variante tendieren.
Wird der Tag jemals kommen, an dem Männer und Frauen die Waffen ablegen und ohne Probleme miteinander leben? Was denken Sie?
Ich denke nicht! Also wir hatten ja schon ein paar zehntausend Jahre Zeit und trotzdem ist es nie soweit gekommen. Das ist vielleicht aber auch gut so. Diese Spannung, die da ist, hat doch etwas interessantes. Der Reiz liegt hier wohl mehr im Rätsel als in der Lösung des Problems.
Jens Clasen: „Entschuldigen Sie, waren wir nicht mal im Bett?“ (4 Sterne)
Humor Frauen und Männer können nicht miteinander aber auch nicht ohne – das ist keine abgedroschene Phrase, sondern ein echter Dauerbrenner unter den allgemeingültigen Wahrheiten. Für sein neues Buch hat Jens Clasen Hamburger Frauen und Männer in der Stadt belauscht und ihre lustigsten und bizarrsten Dialoge aufs Papier gebracht – natürlich anonym.
Paperback, 224 Seiten, 7,99 €, erscheint am 21.4. bei Goldmann, W: jenshealth.de.
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