Er ist kein sexy Newcomer sondern ein alter Bekannter und wahrscheinlich macht genau das den Reiz dieser schmackhaften Kräuter-Umdrehungen aus: Gin ist retro und steht für alte Werte, lange Nächte und tiefsinnige Gedanken. Man kippt ihn nicht runter wie Wodka Shots oder einen Tequila. Ein guter Gin oder Gin-Drink darf auch mal mehr kosten und sorgt für Gesprächsstoff unter Barkeepern und Genießern. Einen schnöden Gin-Tonic bekommen wir mittlerweile überall in der Stadt und den Finsbury vom Edeka kann man vielleicht gerade noch zum lockeren Vorglühen mitbringen. Zur echten Perle wird Gin aber erst in feineren Kombis, die Top-Locations der Stadt längst „ermixt“ haben.
Unsere erste Anlaufstelle ist das gediegene Clockers etwas versteckt auf St. Pauli. Dort haben wir uns direkt in den „Ginger & Apple“ mit Apfelmus und hausgemachtem Gewürzsirup verliebt! Aber auch die Drinks mit dem hauseigenen Clockers Gin, der bei Dresden produziert wird und besonders zitruslastig ist, sind so kreativ wie in kaum einer anderen Location
Im Clockers könnt ihr auch die beste Lernstunde bekommen, wenn es um die Schnaps-Perle geht! Denn Drinks und deren Zubereitung werden hier richtig zelebriert und die kompetenten Barkeeper beraten alle Gäste ausgiebig. Zwar werden an der Bar nicht ausschließlich Gin-Drinks gemixt, aber die Wacholderschnaps-Liebe erkennt man schon, wenn man sich die ständig wechselnde Karte anschaut.
Leonard vom Clockers, der den geilen Titel „Master of Bartending“ trägt, erklärt auch warum:
„Gin ist super facettenreich. Durch die Vielzahl an Botanicals kann man ihn schön aromatisieren, sodass jeder seinen Liebling wählen kann. Früher wollte niemand Geschmack haben. Wodka kannst Du beispielsweise mit fast allem mixen. Bei Gin musst du dir halt Gedanken machen, wie ein Koch bei einem guten Gericht“.
Deshalb setzt unbedingt auf Hamburgs Hotspots, die was von der Thematik verstehen. Neben dem Clockers legen wir euch auch das Clouds auf der Reeperbahn – Achtung, schick anziehen und die Hammer-Aussicht genießen – auf der Reeperbahn ans Herz und die Gin-Leber. Unser Favorit ist der „Tiki Tini“, der mit Dry Curaçao, Granatapfelsirup, Orangebitters sowie Karamel Popcorn (nice!) und dem Hamburger Gin Sul perfekt „vermixt“ ist.
Ein bisschen entspannter von der Atmosphäre her geht es im Kleinen Phi an der Feldstraße zu. Hier kann man sich glücklich schätzen, wenn man am Wochenende noch einen Platz an den großen Tischen ergattert. Die Inneneinrichtung ist mehr als stylisch, das Puiblikum aber trotzdem eher gemischt und relaxed. Bestellt wird an der Bar – und das ist auch gut so! Denn in der Wartezeit kann man den Barkeepern bei der Arbeit zuschauen und staunen, wie die Drinks nach allen Regeln der Barkultur gemixed werden. Für die Gin-Lover empfehlen wir den „Queen Of Hearts" mit Brombeer-Himbeer-Liqueur, Hagebuttenkonfitüre, Limettensaft und Rosenwasser – super fruchtig, aber trotzdem nicht zu süß! Fragt auf jeden Fall auch nach Special-Gin sorten, da die Jungs hier immer up to Date sind und die neusten Perlen, die es auf dem Markt gibt, bereits hinter der Bar haben.
Aber auch die schicke Bar Le Lion neben dem Rathaus hat ausgefallene und ständig wechselne Kreationen auf der Karte. Vorallem mit dem dort entwickelten „Gin Basil Smash", der hoffentlich bald den schnöden Gin-Tonic ersetzt, ist die Bar geschmacktlich vergleichsweise ganz weit vorne. Natürlich überzeugt hier auch die nobel-mystische Atmosphäre: Das dunkle Interieur versprüht schickem Wohnzimmer-Charme und um Einlass zu erhalten muss hier zuerst an der unscheinbaren Tür mit goldenem Löwen geklingelt werden. Hier sind die Drinks zwar relativ teuer, aber es lohnt sich. Ebenso empfehlenswert – aber etwas mehr „down-to-earth" – ist die coole 3 Freunde Bar auf St. Pauli. Hier geben sich die Barkeeper viel Mühe mit der Prästentation der Drinks – beispielsweise auf Schieferplatten oder besonderen, verschnörkelten Gläsern.
Insgesamt überzeugt uns Gin aber nicht nur geschmacklich, sondern steht auch für ein bestimmtes Lebensgefühl. Er steht für Urbanität, aber nicht für Hektik. Und auch die Bars, die sich mit Gin auskennen, verkörpern dieses Gefühl. Wir genießen Gin, zahlen auch gerne mal mehr, denn er lullt uns ein, aber macht uns nicht völlig fertig. Er steht für Alkoholgenuss mit Verstand. Wir sind der Meinung, dass das auch in Zukunft so bleibt und stoßen auf diesen modernen Klassiker und unsere Longlasting-Relationship mit ihm gerne in Hamburgs Bar-Hotspots an! Cheers!
Text: Mira Eggerstedt/Lesley-Ann Jahn
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