Ich hatte zwei Nebenjobs während meiner Studienzeit. Drei Jahre stand ich morgens um drei auf, um bis mittags Brötchen und Kaffee einer Bäckereikette zu verkaufen – und mich von teils gehetzten Hamburgern anpampen zu lassen. Warum nur? Knapp ein Jahr sortierte ich danach Kleidung und stand hinter der Kasse einer großen schwedischen Modekette im Alsterhaus. Im Nachhinein muss ich sagen: Beides lehrreiche Erfahrungen und körperlich sehr anstrengende Jobs – aber mit mieser Bezahlung und einem lahmen Arbeitsalltag. Auf die Idee, mich einfach mal nach coolen Alternativen umzusehen, kam ich leider nicht. Dabei gibt es in Hamburg Geldquellen, die man als Student jenseits von Verkaufstresen und Tabletttragen anzapfen kann... Wir zeigen euch, wo ihr suchen müsst!
Komparse - Spaß am Set und nebenbei für die Uni lernen
Ich habe vor einem Jahr als Set-Designerin gejobbt und bin dann in die Komparserie reingerutscht. Häufig drehe ich Werbespots, zuletzt einen für Otto und Hagebaumarkt. Was mir sehr gut gefällt: Keine Routine. Jedes Set und jeder Regisseur sind anders. Meine Kollegen und ich lachen und essen viel und haben einfach Spaß. Als Komparsin muss ich geduldig sein. Die Wartezeit zwischen meinen Einsätzen nutze ich oft zum Lernen für die Uni. Das ist ziemlich praktisch. Man muss sich aber auch darauf einstellen, manchmal mehrere Anfragen im Monat zu bekommen und dann auch zeitweise wochenlang gar nichts zu hören. Ich arbeite deshalb zusätzlich noch als Betreuerin für Kinder und Jugendliche mit Behinderung und als Schwimmlehrerin.
Verdienst? Je nach Rolle und Projekt gibt’s 50 bis 150 Euro oder mehr pro Drehtag. Der Job gilt übrigens als kurzfristige Beschäftigung und wird über die Lohnsteuerkarte abgerechnet.
Wie kommt ihr da ran? Über Agenturen für Komparserie, wie IM OFF Hamburg, Extra Faces und Starboxx oder unter komparse.de nach Stellen suchen
Brauereiführer - Expertenwissen weitergeben und Biertrinken am Morgen
Ich arbeite seit März als Mini-Jobberin in der Ratsherrn-Brauerei in den Schanzenhöfen. Vorher habe ich in einer Bar Craft Beer ausgeschenkt. Bevor bei uns überhaupt Bier fließt, müssen vor Schichtbeginn Vorbereitungen getroffen werden, wie Fässer Austauschen und Hähne Anzapfen. In der Woche ist es immer recht entspannt. Samstags ist es am härtesten, da haben wir immer sechs Führungen hintereinander, die jeweils ein bis zwei Stunden dauern. Selbstverständlich trinke ich immer ein Glas mit – und das erste Bier gibt's dann schon um 11 Uhr. Zum Glück bin ich hart im Nehmen und kann das nach einem 10 Stunden Tag gut wegstecken. In meinem Job geht es aber nicht nur um das Bier trinken, sondern auch um das Wissen darüber: Von der Entstehungsgeschichte des Reinheitsgebotes bis hin zur Frage, ob grüne oder braune Flaschen oder die Dose besser für den Biergeschmack sind. Viele Touristen und auch Einheimische, die zu uns kommen, wissen übrigens nicht, dass Hamburg eine lange Biergeschichte hat – und dass Bier nicht immer ein Pils sein muss. Es macht Spaß zu sehen, wie unsere Gäste dadurch überrascht werden und noch mehr Lust auf Craft Beer bekommen.
Verdienst? 10 Euro pro Stunde.
Wie kommt ihr da ran? Am besten direkt im Laden nachfragen, ob Bedarf besteht.
Voraussetzungen? Trinkfestigkeit und Offenheit
Rikschafahrer - Touris bespaßen und Fitness-Programm absolvieren
Meistens fahre ich am Wochenende und in den Ferien, weil da mehr Touristen in der Stadt sind. Ich arbeite auch im Winter. Allerdings lohnt es sich bei unter 0 Grad nicht mehr, da steigt kaum jemand ein. Die Rikscha habe ich seit 2011 angemietet und arbeite selbstständig. Das ist meistens so üblich in der Branche. Am besten gefällt mir die freie Zeiteinteilung und der Kontakt mit ausschließlich gut gelaunten und ganz verschiedenen Menschen. Letztens habe ich zum Beispiel die Kolleginnen von Olivia Jones fahren dürfen – das war ziemlich witzig. Die wissen natürlich schon alles über Hamburg. Aber Touristen erzähle ich als geprüfter Stadtführer Details über unsere Stadt, die sie nicht kennen, während ich mit ihnen an der Alster oder dem Michel vorbeifahre.“
Verdienst? 15 bis 20 Euro pro Stunde
Wie kommt ihr da ran? Stephan führt mittlerweile sein eigenes Rikscha-Unternehmen „Pedalotours“ und sucht immer neue Leute. Unter studentenjob.de findet ihr ebenfalls regelmäßig Angebote
Und sonst so?
Weitere coole Nebenjobs, die ihr in Hamburg machen könnt.
Claquer
Claq....was? Was so sperrig klingt, bedeutet im Grunde nichts anderes als „Klatscher“. Bereits im 19. Jahrhundert wurden Menschen in Paris engagiert, die bei Theaterstücken bezahlten Applaus lieferten. Heute schickt das Unternehmen „Re n t-a-Fan“ Claqueure zu Konzerten, Fernsehsendungen, Messen oder Informationstagen in Hamburg und überall sonst in Deutschland – und zwar immer dann, wenn deren Veranstalter Angst vor mangelnden Besuchern haben. Als Miet- Klatscher kann es also sein, dass ihr als Rockmusik-Fan zu einem Schlagerkonzert geschickt werdet. Zusammen mit mindestens zwanzig anderen Claqueuren sorgt ihr für Stimmung – Fankleidung gibt’s inklusive. „Rent-a- Fan“ sucht übrigens auch immer mal wieder Flashmobber oder Groupies, die auf Firmenfeiern oder spärlich besuchten Konzerten für die nötige Stimmung sorgen.
Verdienst? 15 bis 20 Euro/Stunde
Vorraussetzung? Flexibilität, da die Buchung oft spontan stattfindet
Aktmodell
Ausziehen für Fremde? Eine ziemliche Überwindung! Zudem braucht ihr Geduld und Durchhaltevermögen, da ihr eine Position konstant halten müsst. Bevor ihr euch nun fragt, warum ihr euch nackt machen solltet: Pro Unterrichtsstunde winken bis zu 20 Euro. Für ein bisschen Rumsitzen und Stillhalten doch gar nicht so übel, oder? Den per fekten Körper braucht ihr für diesen Job übrigens nicht.
Wie komm ich da ran? Hochschulen mit künstlerischen Studiengängen, Volkshochschulen oder Kunstakademien buchen regelmäßig Aktmodels für die Studenten und Schüler
Partyguide
Nachts mit ein paar Leuten durch die Clubs ziehen und dafür bezahlt werden? Klingt famos oder? Als Partyguide seid ihr eine Ar t Stadtführer in der Nacht und er zählt den Feierwütigen Wissenswertes über Hamburg. Als Werkstudent gibt 's 15 Euro die Stunde
Wie kommt ihr da ran? z.B. über Abenteuer- Hamburg.de oder Sightseeing-Kontor.de VORAUSSETZUNG? Durchhaltevermögen, Offenheit für Wochenendarbeit
Text: Bonnie Stenken
Fotos: Hertrich (1), im off Hamburg (1), Wohlgemuth (2)
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