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News aus Hamburg
HAMBURG KOCHT!

Die Foodies der Stadt geben Gas am Herd!

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Das Motto der Hobbyköche lautet: Selberkochen statt essen gehen. Und das gerne gemeinsam mit Freunden – oder Fremden! Kein Wunder also, dass es in Hamburg coole Koch-Treffen gibt und sich immer mehr Angebote finden, die DIY-Köchen mit Rezepten und Zubereitung helfen.

„In Sachen Kochen war ich der Punk zu Hause“, sagt Niklas Zeiner. „Meine Eltern hassen es, in der Küche zu stehen. Ich bin quasi mit Pulver-Kartoffelpüree und TK-Fischstäbchen aufgewachsen. Das Selberkochen war eine Art Rebellion dagegen“, erklärt der Kommunikationsdesign- Studi sein Interesse an kreativen Rezepten und gutem Essen. Auf seinem Blog „Du Musst Essen“ teilt er Leckeres wie Paprika-Feta- Crostini oder Matcha-Risotto mit uns und zeigt in kleinen Videos, wie’s funktioniert.

Niklas richtete aber auch schon spontane Dinner-Events aus! Kurzerhand wurde letzten Sommer an einem Wochenende der Wohlerspark in der Schanze zum Open-Air-Esszimmer umfunktioniert. Das von Niklas vorbereitete Menü klingt allerdings eher nach Szene-Restaurant als nach Picknick-Futter: Vorweg gab’s Hummus, Brot sowie Mango-Avocado-Mozzarella Salat, als Hauptgang zwei Pötte Chili Sin Carne mit Guacamole sowie Nachos und als süßen Nachtisch Schoko-Chili-Tarte mit Himbeer-Sauce oder Banane mit Basilikum und Karamell Cashews. Nachschlag, bitte – von allem! „Ein paar Freunde und ich haben einfach Bierbänke aufgestellt und fertig. Beim Anrichten und Servieren haben alle geholfen. Wir haben dann auch andere Park-Besucher angesprochen und wer Bock hatte, konnte mitessen – alles ganz entspannt“, erzählt Niklas.

Die Foodie-Generation

Aber auch alle, die keinen Food- Blog haben, sind heiß aufs Selberkochen! Nicht nur in den WGs Hobbyköche auf Höchsttemperatur Derzeit geben die Foodies der Stadt richtig Gas am Herd! Das Motto lautet: Selberkochen statt essen gehen. Und das gerne gemeinsam mit Freunden – oder Fremden! Kein Wunder also, dass es in Hamburg coole Koch-Treffen gibt und sich immer mehr Angebote finden, die DIY-Köchen mit Rezepten und Zubereitung helfen.

Die Lust zum Selbermachen statt essen gehen hängt dabei eng zusammen mit dem veränderten Umgang mit Nahrungsmitteln und einem gesteigerten Bewusstsein für gute regionale Produkte. Neue Trends, wie Raw-Food und sogenannte Super-Foods wie Quinoa, Matcha oder Chia-Samen, tragen dazu bei, sich mit Zutaten und Garprozessen auseinander zu setzen. Kochen wird zum Lifestyle und aktuelle Strömungen wie Paleo Cooking, Vegan for Fit oder Low Carb machen online die Runde und wirken sich auf unsere Küchen-Gewohnheiten aus. Vieles davon kommt aus den USA: Während der eine Teil der Nation dort immer noch dem Fast Food futterndem Klischee entspricht, ist die andere Hälfte dem „Clean Eating“ – also der Verwendung von möglichst frischen Zutaten, die schonend selbst zubereitet werden – verfallen. 

Auch in den Sozialen Netzwerken wird man mit guten Food-Blogs und Instagram- Accounts überschwemmt. Es gibt YouTube-Videos, die Step-by-Step Anleitungen zum Nachkochen geben. Und wenn man seinen Instagram- oder Facebook-Stream  aktualisiert, ploppen unzählige Food-Pics von Freunden auf: Stolz werden zubereitete Mahlzeiten schick angerichtet und für ein Foto in Szene gesetzt. 

Während also früher noch zum Chillen mit Freunden fix die TK-Pizza in den Ofen geschoben, zum ersten Date selbstverständlich der Italiener im Szene-Viertel aufgesucht und der WG-Abend mit Currywurst vom Imbiss um die Ecke zelebriert wurde, sieht das in unserer Generation der „Foodies“ ganz anders aus. Da werden in WhatsApp-Gruppen zum anstehenden Mädelsabend schon mal eine Woche vorher Nachrichten hin- und hergeschickt, wo und vor allem was Feines gekocht werden könnte. Beim Date überrascht der Mann, den man vorher eigentlich für den „Das einzige was ich kochen kann, sind Nudeln“-Typ gehalten hat, plötzlich mit einer Curry- Kochsession, bei der frisches Zitronengras und Ingwer vorgezaubert werden. Und WG-Abende werden mit veganen Burger- Kreationen erst richtig rund.

Um es allen Hobby-Köchen einfacher und auch exotische Zutaten, Rezepte oder besondere Kochweisen leichter zugänglich zu machen, bilden sich gerade hier in Hamburg immer mehr innovative und coole Angebote heraus!

Das begehbare Kochbuch

Ihr wollt für oder mit Freunden kochen, wisst aber nicht so recht was? Und die Suche bei unüberschaubaren Rezept-Datenbanken wie „Chefkoch“ oder „Kochbar“ nervt eigentlich auch, oder? Top-Hilfestellung geben hier die Kochhäuser in Ottensen, Eppendorf und seit einigen Wochen auch die neue Location in Eimsbüttel. Diese begehbaren Rezeptbücher sind die optimale Lösung für alle DIY-Brutzler, um sich vor Ort inspirieren zu lassen. Hier sind die Lebensmittel nicht nach Warengruppen sondern nach Rezepten sortiert. Auf kleinen Tischen findet man alles, was für die Zubereitung eines Gerichts gebraucht wird – exakt portioniert! Das ist praktisch und nachhaltig zugleich. Denn jeder kennt doch das Problem, dass man auf der Jagd nach allen Zutaten, Kräutern und Gewürzen für ein Rezept vier verschiedene Läden abklappern muss und am Ende vom Bund Koriander doch nur drei Blättchen braucht.

Im Kochhaus findet Ihr eine wechselnde Auswahl an 18 KochRezepten und genau die richtigen Dinge und Mengen dafür. Dasmacht es easy, raffiniertes Essen in der WG-Küche für mehrere Leute zu zaubern. Inga Bergmann vom Kochhaus-HQ freut sich, dass das Konzept mittlerweile so beliebt ist: „Wir begrü.en viele Familien und Berufstätige, die Zeit sparen wollen. Aber zu unserer Zielgruppe zählen auch Studenten, die sich für besondere Anlässe auf unsere Rezepte verlassen wollen, die eigentlich jedem gelingen.“ Die Kochhäuser verbinden also Rezeptsammlung und Einkaufmöglichkeit – nur zubereiten müsst Ihr das Ganze noch selber! Aber das macht bei der entspannten Vorbereitung, den unkomplizierten Anweisungen und der Aussicht auf das leckeren Essen sowieso den größten Spaß!

Kochschule 2.0

Neben dem Kochhaus-Konzept und der „Hilfe zur Selbsthilfe“ gibt es mittlerweile auch immer mehr Kochschulen und -Kurse, bei denen direkte Hilfe von Profis geboten wird. Über lahme Angebote à la „Französicher Abend: Bon Appetit“ im Maggi Kochstudio hinaus, gibt es hier in der City auch wirklich innovative Angebote – abseits von betont spaßigen Show-Köchen und unpersönlichen Küchen-Studios. Roman Witt hat im August dieses Jahres die vegane Kochschule Kurkuma eröffnet. Schon mit dem Restaurant Happenpappen, das es seit 2013 ebenfalls in Eimsbüttel gibt, traf er mit veganem Mittagstisch, Kuchenund Burger-Kreationen den Gastro-Nerv der Zeit.

„Ich komme aus dem Bereich Eventmarketing und wollte sowieso immer die Kniffe der veganen Küche weitergeben“, erklärt Roman. Das Besondere am Kurkuma sind die sympathischen „Lehrer“. Hier führt zum Beispiel „Veganverliebt“-Bloggerin Cathy Bernhardt in die Veggie-Welt ein und bei Sophia Hoffmann, die als „Oh Sophia“ bloggt und bereits ein Kochbuch veröffentlichte, steht passend zur Jahreszeit momentan ein 4-Gänge-Weihnachtsdinner auf dem Plan. Durch die Kooperation mit Hobbyköchen und Foodbloggern, die über alle Tricks und Trends der veganen Küche Bescheid wissen, können die Kurse zu fairen Preisen um die 50 Euro angeboten werden.

 „Bei uns kommen deshalb total verschiedene Menschen – von Studenten bis Familien – zusammen“, sagt Roman und erklärt: „Ein Kurs besteht aus 10 bis 15 Personen. Am Anfang gibt es eine Kennlernrunde, da die meisten zu zwei oder alleine dabei sind“. Gekocht wird in Teams an den Kochinseln, und zum Abschluss wird gemeinsam gegessen. „So kann man in der Gruppe voneinander lernen und sich mit den Bloggern über Zutaten und Zubereitung austauschen!“ 

„Social Cooking“ 

Nach einer Möglichkeit mal über den Tiefkühlpizza-Rand hinaus zu schauen, suchte vor ein paar Jahren auch André Wollin mit einem Kumpel – und es wurde persönlich! „Wir dachten uns, warum laden wir nicht einfach Hobbyköche zu uns nach Hause ein? So lernen wir kochen und treffen neue Leute – perfekt!“ Aus der fixen Idee wurde eine Facebook-Veranstaltung zum Koch-Treffen in Andrés WGKüche in Volksdorf. Nachdem das Event richtig gut ankam, professionalisierten die Jungs das Prinzip und heraus kam vor zwei Jahren die Online- Plattform „cookasa“. Wer sich hier anmeldet, den erwartet ein Überraschungs-Dinner! Jeweils städtebezogen gibt es Termine, für die man sich mit oder ohne Küche anmelden kann.

Am Vortag erfahren alle Teilnehmer, wo gekocht wird und wer welche Aufgaben übernimmt. Als Gastgeber muss nur die eigene Küche zur Verfügung gestellt werden. Die Gäste werden in Teams aufgeteilt und bringen Rezepte und Zutaten mit oder sind für die Aufteilung der Einkaufskosten zuständig. Der UNISCENE-Selbstversuch beweist: Das „cookasa“-Konzept ist top! Sechs völlig Fremde treffen zum Termin in Hamburg in einer Küche auf St. Pauli aufeinander. Über den Topf gebeugt und beim Zwiebeln schnibbeln, wird über Beruf und Studium, die coole Gastgeber-Wohnung und Feiern in Hamburg geredet. Die Gruppe besteht dabei keineswegs nur aus Hamburg-Neulingen, die Anschluss suchen, sondern ist bunt gemischt mit Zugezogenen, Alteingesessenen, Studis, Selbstständigen und Start-Up-Gründern.

„Es ist cool, dass wir Deutschen nicht mehr zu verklemmt sind, Fremde in unser Zuhause zu lassen“, freut sich „cookasa“-Initiator André. Der Abend auf St. Pauli hat auf jeden Fall mega Spaß gebracht! Und das lag nicht nur an der guten Wein-Auswahl und den Nachschenk-Qualitäten des Gastgebers, sondern vor allem an der Offenheit und guten Laune aller Teilnehmer, die durchs Kochen zusammengefunden haben.

Von Lesley-Ann Jahn

Foto: Niklas Zeiner (1), Kochhaus (1), Jakob Börner (1)

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