Fraktus haben Musikgeschichte geschrieben. Sie haben Anfang der Achtziger den Techno erfunden. So zeigt es zumindest der Film des Hamburger Regisseurs Lars Jessen aus dem Jahr 2012. Die Mockumentary „Fraktus – Das letzte Kapitel der Musikgeschichte“ porträtiert fiktiv die Band Fraktus aus Brunsbüttel, bestehend aus Dickie Schubert, Bernd Wand und Thorsten Bage. Mit gestellten Szenen und gefakten Musikvideos, die original aus den Achtzigern stammen könnten, zeigt der Film die Stationen der kurzen Karriere von Fraktus auf und das ist so gut gemacht, dass mancher Zuschauer eine Weile brauchte, um zu realisieren, dass es sich dabei gar nicht um eine „echte“ Band handelte und es Fraktus so nie gegeben hat.
Sie sind ein herrlicher Fake, gespielt von den beiden Erfolgsautoren Heinz Strunk („Fleisch ist mein Gemüse“), Rocko Schamoni („Dorfpunks“) und dem Musiker Jacques Palminger – drei Humorhoheiten, die zusammen als Studio Braun mit Telefonstreichen und Theaterstücken bekannt wurden. Nach dem Erfolg des Films entsprang diesem tatsächlich die reale Band Fraktus mit den Bandmembern Bernd Wand, Dickie Schubert, Meinhard Gnom und Produzent Torsten Bage – allesamt erfundene Namen, is‘ klar oder?! So wurden die ersten Songs veröffentlicht und in maßgeschneiderten Overalls gingen die drei 2013 erfolgreich auf Live-Tournee und machten ein Jahr später im Thalia Theater mit eigenem Stück die Bühne unsicher.
Jetzt präsentieren Fraktus mit „Welcome To The Internet“ ein neues Album – endlich! Wer noch ihre alten Hits „Affe sucht Liebe“ oder „All die armen Menschen“ im Ohr hat, kann sich auf neuen Wahnsinn freuen! Wie zum Beispiel beim Album-Opener und Titelsong „Welcome To The Internet“, gesungen von Dickie Schubert, der sich jetzt übrigens Dickie Starshine nennt. „Imagine you can meet anyone you wants to meet / Imagine you could buy anything you wants to buy“, spricht Dickie da in „perfektem” Englisch und erzählt von den Vorzügen des Internets. Eine großartige Erfindung auch für Fraktus? „Nein,“ sagt Dickie Starshine, „das Internet ist ein Hype, wir machen gerade mit, aber wenn‘s out ist, sind wir auch die ersten, die weg sind!” So kennt man Fraktus – Trendsetter halt! Nicht umsonst nennen Leute wie Westbam oder Scooter-Frontmann H.P. Baxxter sie natürlich als ihren größten musikalischen Einfluss.
Und wie klingen die Techno-Pioniere heute? Ihr ursprünglicher Sound wurde um neue Klänge und ausgeklügelte Melodien erweitert. Allein die Mischung aus düsteren Elektrobeats und beschwingender Querflöte ist einmalig und zeigt: Sie können’s noch! Fraktus kupfern nicht ab, sie machen ihren eigenen Sound. „Fraktus sind einflusslos!“, sagt Mastermind Thorsten Bage energisch. Ihr selbstgebautes Instrumentarium, wie der Flötel oder eine Electromangel, kommen auf dem Album selbstverständlich auch wieder zum Einsatz.
Auch textlich sind Fraktus auf der Höhe der Zeit. Im Song „Freunde sind friends“ besingen sie digitale Freundschaften: „Freunde sind friends, Du musst sie liken, zeige ihnen Dein Smileyicon“. Apropos Freunde, wie war es denn für Fraktus, „nach fast 30 Jahren“ wieder gemeinsam an einem Album zu arbeiten und im Studio zu stehen? Bernd Wand hat darauf eine ernste Antwort: „Schlecht. Wir verstehen uns nicht gut.“ Dass Fraktus trotzdem funktioniert, liegt daran, dass sich ihre Erfinder, Heinz Strunk, Jacques Palminger und Rocco Schamoni, sehr wohl sehr gut verstehen und Bock haben, als ihr Alter Ego Fraktus wieder die Republik unsicher zu machen. Denn die Boys gehen mit der neuen Platte im Februar 2016 auf große Deutschlandtournee. Und es gibt weitere Pläne fürs neue Jahr. Die ganz großen Festivals hätten angefragt. Auch von einem Technomusical ist die Rede.
Sollte das Comeback nach dem Comeback dann doch nicht funktionieren, hat Dickie vorgesorgt. Er hat sich vom Geld der letzten Tour ein Bierbike besorgt und wird künftig Fahrten auf einem Privatgelände in Farmsen anbieten. Aber dazu soll es nicht kommen! Fans, vereinigt euch und lasst Fraktus mit ihrem neuen Werk durch die Decke gehen!
Release „Welcome To The Internet“: Fr., 27.11., Für Fans von: HGich.T, Jeans Team
Elektro – Musik mit Augenzwinkern. Bei Fraktus verschmelzen billige Beats, der Sound eines alten Modems beim Einwählen und passioniertes Querflötenspiel mit Songtexten, die sich kein normaler Mensch ausdenken kann. Schon deshalb spielt dieses Album irgendwie in einer anderen Liga. Wer keinen Humor hat, wird mit dieser „Musik“ sicher überhaupt nichts anfangen können, was sehr traurig ist. Alle anderen – insbesondere wahre Fraktus-Fans – können sich auf ein neues Meisterwerk des Wahnsinns freuen!
Kanäle