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News aus Hamburg
DIY WAR GESTERN

Do It Together, Hamburg!

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Es ist noch gar nicht so lange her, da waren diese drei Buchstaben in aller Munde: DIY! Do-it-yourself hatte sich als Mantra in unseren Köpfen verewigt und brachte Hand- arbeiten und Handwerken wieder auf Kurs. Aber so ganz im Alleingang lässt die Inspiration auch gern mal auf sich warten und viel mehr Spaß macht es doch zusammen! Und so ist aus dem DIY-Trend mittlerweile ein DO-IT-TOGETHER geworden. Wir haben mal geschaut, welche Projekte in der Hamburger „DIT-Szene“ besonders spannend sind und wo ihr mitmachen könnt.

Da wäre zum Beispiel der Aquaponyhof in Wilhelmsburg. Hier haben sich Thierry Perret (33), Matthias Möller (35), Hilko Krüger (25) und Roman Lorenz (30) zusammengetan, um ein kleines Aquaponik-System aufzubauen. Noch nie gehört? Wir bis dato auch nicht! Also hier die Kurzerklärung: Aquaponik verbindet Fischzucht mit Gemüseanbau in einem zirkulierenden Ökosystem. Durch einen verbundenen Kreislauf werden die Ausscheidungen der Fische mit dem Wasser zu den Pflanzen gebracht und als Nährstoffe genutzt. Durch die Nährstoff- aufnahme wird das Wasser gereinigt und kommt den Fischen wieder zugute. „Das Projekt vereint mehrere Aspekte: Urban Farming, Nachhaltigkeit und Technik“, fasst Roman zusammen und ergänzt: „Unser Ziel ist es, bald selbst frischen Fisch und Gemüse ernten zu können“.

Die Inspiration für das Projekt lieferte eine Doku über die „ECF Farm Berlin“ – ein Aquaponikhof in Berlin-Schöneberg. Vor über einem Jahr starteten die vier Freunde daraufhin selbst mit Fischbassin und Pflanzenbeet im eigenen Keller. Im Dezember 2016 zogen sie dann in ein Atelier der Honigfabrik, dem Kulturzentrum in Wilhelmsburg. Bei der Installation des Anbau-Systems profitierten sie von der großen Aquaponik-Szene der USA, die ihr Know-How auf YouTube teilt. „Wir fanden es genial, dass diese Leute ihr Wissen online kostenlos zur Verfügung stellen – das wollen wir auch bald weitergeben“, sagt Roman. Und so freuen sich die Vier, die sich meist Mittwochabend im Atelier treffen, über alle, die das Projekt tatkräftig beim Aufbau unterstützen wollen! 

Maschinenpark für Tüftler

Technisch und kreativ geht es auch im Fab Lab Fabulous St. Pauli zu – hier ist Action mit Lasercutter und 3D-Drucker angesagt. Hamburgs erstes Fab Lab wurde 2011 von Axel Sylvester und Niels Boeing gegründet und ist seit 2015 in der Lerchenstraße auf St. Pauli zu Hause. Mit seinem großen Maschinenpark ist das Fab Lab ein Eldorado für alle, die Ideen und Projekte gemeinsam verwirklichen wollen. Unter anderem können hier 3D-Drucker, CNC-Fräse und Lötstation gegen einen Unkostenbeitrag genutzt werden. Dabei muss sich niemand alleine durch die Technik kämpfen – Hilfe gibt es garantiert an der Werkbank nebenan und der Austausch unter den Mitgliedern beflügelt bestimmt auch zu kreativen Höchstleistungen.

Wer in Sachen Technik doch noch Nachhilfe braucht, kann an regelmäßigen Einführungskursen und Workshops teilnehmen. „Das Fab Lab bietet die Möglichkeit, dass Leute etwas Neues lernen können und Zugang zum Maschinenpark bekommen. Das Selbermachen und Heim- werken wird hier auf ein zeitgemäßes, technisches Niveau gehoben“, erklärt Niels. Alle die regelmäßig tüfteln wollen, können Mitglied im Verein werden. Für kleinere Projekte hingegen steht die Werkstatt jeden Donnerstag ab 16 Uhr zum „Open Lab Day" offen.

Kreative unter sich

Wer sich hingegen in geselliger Runde künstlerisch austoben möchte, findet jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat im Gängeviertel die passende Anlaufstelle: Die Farbfabrique öffnet von 18 bis 22 Uhr zur offenen Werkstatt für Siebdruck und Kunst ihre Tore. Dabei fällt lediglich ein Materialkostenbeitrag an. „Hier geht es darum, nicht nur allein in seinem eigenen Atelier zu hocken, sondern an einem kollektiven Prozess teilzuhaben und Sachen zu entwickeln, auf die man alleine nie gekommen wäre“, sagt Rita Kohel (39), eine der Initiatoren. „Wir hatten hier schon die unterschiedlichsten Druckprojekte: Von Plattencovern oder T-Shirts bis hin zu Plakaten und Banner für Demos“, ergänzt die Grafikdesignerin, die selber im Gängeviertel wohnt. Wer von Siebdruck noch keinen Plan hat, kann an einem der monatlichen Einführungskurse für 65 Euro pro Person teilnehmen und lernen, Motive zu erstellen.

Gemeinsam Gärtnern

Im Kollektiv etwas erreichen, ist auch den Leuten von der Keimzelle wichtig. In der kommenden Saison soll die derzeit brachliegende Fläche des Urban Gardening Projekts in der Marktstraße erblühen. „Wir wollen gerne im Zuge des G20 Gipfels noch mal was aus diesem Ort machen. Er soll wieder eine Begegnungsstelle werden, wo man nett zusammen gärtnern, grillen und sich austauschen kann“, so Simon Pfeifer (26) und Moritz Herda (36), die im Karoviertel wohnen.

Die Keimzelle soll so als Gemeinschaftsgarten ein schönes Kontrastprogramm zu dem heranrückenden Polizeiaufgebot des G20 Gipfels bieten. Ursprünglich startete das Nachbarschaftsprojekt 2011 und integrierte neben den Gemüsebeeten noch eine Büchertauschbörse sowie einen Food Sharing-Stand. Aus Zeitmangel fiel die Keimzelle allerdings 2016 in den Winterschlaf. Nun soll sie wieder erwachen und mit Beeten, Hecken und Sitzgelegenheit neu durchstarten.

Ihr wollt auch kreativ werden, Neues lernen und etwas auf die Beine stellen – und das am besten nicht im Einzelkämpfermodus? Worauf wartet ihr noch! Egal ob beim Urban Gardening, im Fab Lab oder in einer der offenen Werkstätten – „DIT" ist ab jetzt in Hamburg angesagt. Und dabei werden die Ideen nur so sprießen! 

Text: Claudia Enders            

Foto: Stefanie Thiele                                                                                                                                                                                                                                                            

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