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KARRIERE AN BORD

Erfolgskurs auf hoher See: Die jüngsten Reeder Deutschlands!

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Wer nichts wagt, der nichts gewinnt! Mitten in der Schifffahrtskrise gründeten Alexander Tebbe und Lucius Bunk die Reederei Auerbach. Seitdem sind sie auf Erfolgskurs. Gerade haben die Beiden ihr erstes eigenes Schiff in Bau gegeben.

„Ohne das eine oder andere bewerten zu wollen gibt es Menschen, denen ist ein hohes Maß an Sicherheit im Leben von großer Bedeutung. Andere haben vielleicht eher die sprichwörtlichen Hummeln im Hintern und es kitzelt die Unternehmerlust! Wahrscheinlich zählen Lucius und ich eher zu den Zweiteren!“ Alexander Tebbe kam schon früh mit der Schifffahrt in Berührung, schließlich war sein Großvater Kapitän.

Zum ersten Mal fuhr er mit 15 Jahren auf großer See auf der MS Borussia mit, doch er merkte schnell: „Das ist nichts für mich, denn ab Windstärke 6 war ich mehr unter als auf Deck zu finden.“ Statt Kapitän zu werden, gründete er 2010 mit seinem Geschäftspartner Lucius Bunk also lieber eine Reederei. Das Büro von Auerbach Schifffahrt hat seinen Sitz an der Esplanade in Hamburg – Deutschlands Schifffahrtsstadt Nummer Eins.

Nach dem Abitur machte Alexander eine Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann bei der Oldenburg-Portugiesischen-Dampfschiffs-Reederei (OPDR) in Hamburg. Anschließend arbeitete der heute 32-Jährige für eine Außenstelle der Traditionsreederei Hapag Lloyd in Miami und studierte Shipping Trade and Finance in London. Alexander und Lucius trafen sich zum ersten Mal im November 2005 beim „Eisbeinessen“, dem größten Schifffahrtstreffen der Welt im CCH in Hamburg.

„Nach dem Essen saßen wir beide gemeinsam an der Bar und haben ein Bier getrunken – die Chemie stimmte sofort“, erinnert sich Alexander. Lucius ist 35 und kommt ursprünglich aus Frankfurt. Nach seinem Studium in  VWL und Philosophie studierte er Sinologie in Heidelberg und Shanghai. In China arbeitete er drei Jahre lang für die die Reederei Ernst Russ.

Die Traditionsreederei war es auch, die die Beiden im Herbst 2006 wieder zusammenbrachte. „Dort arbeiteten wir erstmals zusammen und merkten schnell, dass wir als Team einfach gut harmonieren“, erzählt Alexander. Die Idee, eine eigene Reederei aufzubauen entstand während der Zusammenarbeit bei Ernst Russ. Doch leichter gesagt als getan, denn die Gründungszeit fiel mitten in die Schifffahrtskrise.

„Aber wann ist schon richtige Zeitpunkt für etwas? Wir wollten nicht in zehn Jahren sagen, hätten wir mal…“, erzählt Alexander. Entgegen aller Zweifel beantragten Alexander und Lucius einen Gründerzuschuss. Um diesen zu bekommen, brauchten sie aber eine eingetragene Firma und die brauchte einen Namen. „Die Schifffahrt ist das zweitälteste Gewerbe der Welt da sind alle Namen mit ‚Ocean‘, ,Wind und Wasser' schon abgegrast. Unser Name sollte deutsche Werte ausdrücken, ohne zu patriotisch zu klingen. Da kamen wir auf Goethe, denn wer hat unser gesellschaftliches System mehr geprägt, als seine Sprichwörter und Werke?“

„Auerbach“ also bezieht sich also auf „Auerbachs Keller“, ein Ort, in dem ein Teil von Goethes Werk „Faust I“ spielt. Um die Reederei „Auerbach“ nennen zu können, brauchten die beiden einen Namensgeber, sonst hätte der Registrar den Namen nicht eingetragen. „Also riefen wir die Auerbachs dieser Welt an und baten darum, ihren Namen nutzen zu dürfen“, erzählt Alexander. Beim 20. Anruf hatten sie Erfolg: Herr Auerbach aus Norddeutschland war bereit, seinen Namen zu geben. „Auerbach Schifffahrt“ war also geboren!

Doch keine Schifffahrt ohne Schiff! Für die Finanzierung des ersten Frachters, der aus einer Insolvenzversteigerung stammte und 12,725 Millionen US-Dollar kostete, nahmen die Beiden wieder einiges in Kauf: „Wir waren bei zehn Banken, hatten zehn nette Gespräche, zehnmal heißen Kaffee und Plätzchen. Aber alle sagten nur: 'Tolle Idee, wir finanzieren dann Schiff Nummer 11'.“

Letztendlich aber fand sich doch eine regionale Bank, die Alexander und Lucius rund sechs Millionen Euro zusagte. „Das war unser Sechser im Lotto“, erzählt Alexander rückblickend. Die restliche Summe wurde von acht verschiedenen Investoren beigesteuert und „Maple Ingrid“, so heißt der erste Frachter der Schiffsherren, konnte gekauft werden.

Heute, dreieinhalb Jahre später, haben die beiden Reeder eine Flotte von vier Frachtern aufgebaut. Gerade wurde das zweite Schiff als Neubau in Auftrag gegeben – ein Erfolg! Die Betreuung der Schiffe organisieren die Beiden von Hamburg aus, unterwegs sind die Stückgutfrachter auf den Meeren dieser Welt.

„Unsere Schiffe kann man sich wie Großraumtaxis vorstellen. Eine grobe Fahrtrichtung ist zwar vorgegeben, aber alles was unterwegs auf der Route liegt, kann angesteuert und neue Fracht geladen werden. Einer der Frachter beispielsweise war von Cork in Irland nach Indien unterwegs. Da aber noch Platz zum Beladen war, lief der Frachter unterwegs zwölf verschiedene Häfen an, vom Schwarzen bis zum Agäischen Meer“, erklärt Alexander.

Wo die beiden Reeder in der Zukunft hinsteuern? „Ein Etappenziel von 10 Schiffen ist eine griffige Zahl“, sagt er. Und was kann Alexander anderen raten, die ebenfalls die Unternehmenslust kitzelt?

„Ich will nicht den Weisheitenonkel spielen. Aber eins kann ich sagen: Man muss in den Spiegel kucken und ehrlich zu sich sein. Fragt Euch: Man muss sich fragen: Kann ich auch mit eventuellen Risiken und Rückschlägen leben? Wenn ja, dann mach, such keine Ausreden für Deine Wünsche! Versuch macht klug!“ Am Beispiel von Alexander und Lucius zeigt sich, dass man damit auf Erfolgskurs segeln kann.

Von Laura Dopp

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