Ich fange mal polemisch an: Ist Veganismus ein Luxustrend?
Es ist ein Trend in Gesellschaften, die sich den Luxus erlauben können, über Ernährung nachzudenken. Sind Menschen vom Hunger bedroht, interessiert sie die Herkunft des Essens nicht. Ganz im Sinne Bertold Brechts: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“. Wenn eine Gesellschaft aber reicher ist, tauchen zwangsläufig neue Bedürfnisse auf, wie eben die Frage nach der Ernährung. Deutschland kann es sich „leisten“, seine Ernährung und die daraus resultierenden katastrophalen ökologische Auswirkungen wie Ressourcenverschwendung und Klimawandel sowie die Massentierhaltung durch eine vegane Lebensweise verbessern zu wollen.
Trotz aller Vorteile scheint der Mensch nicht auf Tiernutzung verzichten zu wollen.
In vielen traditionellen Gesellschaften spielt das Nutzen des Tieres einfach eine wahnsinnig große Rolle. Man stelle sich nur vor, man wolle den Griechen den Feta und den fangfrischen Fisch verbieten. Das Nutzen und das Verwerten von Tieren haben in vielen Kulturen Tradition, dienen aber auch als Lebensgrundlage. Das ist seit Jahrhunderten so.
Ist dann Bio eine vorzeitige Lösung?
Es wäre ein Lösungsansatz, wobei Bio nicht immer Bio ist. Beispielsweise können in Bioprodukten auch Bestandteile vorkommen, die über den ganzen Globus transportiert werden. Das hängt immer von den Kriterien des jeweiligen Siegels ab. Generell ist die Bioproduktion aber umwelt-, ressourcen- und tierfreundlicher als konventionelle Landwirtschaft.
Wie lautet Ihre Zukunftsperspektive für den Veganismus?
Die Zahl der veganlebenden Menschen hat sich in den letzten Jahren vervielfacht und das vegane Angebot wird immer größer. Gerade in den Großstädten wird der Trend noch deutlich zunehmen. Und zwar nicht nur aus ökologischen und ethischen Gründen, sondern weil es mittlerweile zum schicken Lifestyle gehört. „Vegan“ ist salonfähig geworden.
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