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News aus Hamburg
NEUES BUCH UND LESETOUR

„Generation Beziehungsunfähig“-Autor Michael Nast im UNISCENE-Interview

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Nachdem der Berliner Autor Michael Nast seinen Artikel „Generation Beziehungsunfähig“ im Online-Magazin „im gegenteil“ veröffentlichte, verbreitete dieser sich wie ein Lauffeuer über Facebook und tausende Leser erkannten sich wieder. Aus dem Erfolgs-Artikel machte er ein Buch und geht jetzt auf Lesetour – der erste Termin bei uns im Audimax ist bereits restlos ausverkauft! UNISCENE traf den Berliner Autor, der offenbar einen Nerv getroffen hat, zum Interview.

Hamburg ist eine der Single-Hauptstädte Deutschlands. In kleinen Dörfern wird immer noch früher geheiratet. Ist die „Generation Beziehungsunfähig“ ein Großstadt-Phänomen?

Ich habe viele Mails von Leuten bekommen, die in Dörfern leben und mir geschrieben haben, dass ich praktisch aus ihrem Kopf abgeschrieben hätte. Es ist ja eine Frage der Haltung, welchen Ansatz man im Leben hat. Diejenigen, die in der Provinz bleiben, haben eben andere Ansprüche. Sie fügen sich in bewährte Strukturen und sind zufrieden damit. Allerdings leben wir in bewegten Zeiten, in denen gerade diese Strukturen dabei sind, zu zerfallen. 

Welche Rolle spielen Dating-Apps?

Dating-Apps können wertvolle Werkzeuge sein. Wir sind gerade in einer Lernphase, wie wir mit ihnen auf gesunde Art umgehen können. Noch nie war uns so bewusst wie heute, wie viele potentielle Partner es gibt. Man kann Menschen kennen lernen, die man früher nie kennen gelernt hätte. Es wie ein Rausch, da fällt es schwer, das richtige Maß zu finden. Ich habe Tinder mal in einem Text mit einem virtuellen Club-Besuch verglichen, die Mechaniken sind dieselben. Man entscheidet über Äußerlichkeiten und landet dann miteinander im Bett. Vielleicht wird es ja langsam mal Zeit, gewissermaßen auf der Privat-Party-Phase anzukommen. 

Wie kommen wir aus diesem Teufelskreis der Bindungsunfähigkeit wieder raus?

Beziehungsfähig zu sein bedeutet, auch leidensfähig zu sein. Aber heute wollen gerade in der Liebe viele Verletzungen vermeiden. Da geht es immer nur um einen selbst. In der wirklichen Liebe geht es um zwei Menschen. Letztlich liegt es in jedem selbst. Es ist eine Frage des Wollens, sich voll und ganz auf jemanden einzulassen und damit eben auch Verletzungen in Kauf zu nehmen.

„Liebe ist eigentlich das beste Mittel, die eigene Selbstsucht zu überwinden."

Es ist doch großartig, dass jeder Karriere machen, sein Leben flexibel und ohne große Kompromisse leben kann. Macht es uns wirklich unglücklich, uns mit langfristigen Bindungen Zeit zu lassen?

Das macht uns nicht unglücklich, mit zunehmendem Alter wird es eben nur immer schwieriger, sich auf jemanden einzulassen. Man wird wählerischer, man stürzt sich nicht mehr in die Liebe und guckt, was passiert. Und die Freiheit des Alleinseins birgt natürlich auch die Gefahr, sich darin einzurichten. Es ist ja nicht unangenehm, keine Kompromisse machen zu müssen. Letztlich ist es ein gesellschaftliches Problem. Wenn es eine Infrastruktur gäbe, in der es kein Problem ist, mit Mitte zwanzig Eltern zu werden, ohne dass es die eigene Idee vom Leben beeinträchtigt, gäbe es diese Probleme gar nicht. Wir leben allerdings in einer Gesellschaft, in der man schon sozial gebrandmarkt ist, wenn man früh Kinder bekommt. Das sollte uns zu denken geben.

Neuerscheinung: Michael Nast: „Generation Beziehungsunfähig“

Vor allem Singles werden an dem locker geschrieben Buch ihre helle Freude haben. Fast so schön wie ein feucht-fröhlicher Abend mit den besten Freunden! Erscheinungstermin: 15.2., Edel Germany, 14,95 €

Lesung Mi., 24.2. + Mo., 9.5., 20 h, Uni Hamburg, Von-Melle-Park 4 (Rotherbaum), ab 13,20 €

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