- Das Know-How
Um ein Knowmad zu werden, muss man, wie das Wort schon verrät, erst mal über Know-How verfügen: Einerseits das spezifische Wissen, das man für einen Job braucht, andererseits das Wissen darüber, wie man es unabhängig vom Ort einsetzen kann. Als Social Media Manager, Webdesigner oder IT’ler liegt es nahe, Jobs im Homeoffice zu erledigen – ob von zu Hause oder vom Strand aus. Auch Yoga-Lehrer, Surf oder Tauch-Instructor scheinen prädestinierte Jobs zu sein, um an traumhaften Orten zu arbeiten. Aber kann man das als Banker, Elektrotechniker oder Politikwissenschaftler auch? Statt diese Frage mit Ja oder Nein zu beantworten, gebe ich euch lieber einen Rat: Löst euch von den komfortablen vier Wänden eurer metaphorischen Box und denkt darüber hinaus! Knowmads sind kreative, innovative und autodidaktische Quereinsteiger. Als gelernte Banker könntet ihr die Steuerabrechnungen anderer Knowmads ebenso machen, wie euch neues Wissen aneignen, Coding lernen und eure eigene App kreieren. Findet eure eigene kleine Lücke im System und füllt sie mit eurem Know-How!
Mein Tipp: Diverse Stellenangebote für Remote Jobs findet ihr auf Seiten wie flexjobs.com, remote.com oder pangian.com. Fortbildende Online-Kurse gibt’s bei udemy.com und Fernstudien bei ILS. Recherchiert ein bisschen und lasst euch inspirieren!
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Die Eigeninitiative
Im Gegensatz zum geregelten Arbeitsalltag einer 40-Stunden-Woche ist als Knowmad Eigenorganisation und Selbstmotivation gefragt. Wenn ihr euer eigenes Business starten oder eure Dienstleistung anbieten möchtet, müsst ihr Zeit in einen seriösen Internet-Auftritt investieren. Ein poliertes Linked-In- und Xing-Profil sind schon mal ein guter Anfang, aber auch Instagram, eine eigene Website und Facebook sind für einen Knowmad wichtige Visitenkarten. Denn die meisten Jobs, wer hätte es gedacht, findet man über Facebook-Gruppen wie DNX oder Digitale Nomaden. Aber nachdem ihr eure Nische gefunden habt und Arbeitgeber und Kunden akquirieren konntet, wird eure Eigeninitiative erst richtig wichtig: Denn nun geht es darum, sich einen strukturierten Arbeitsalltag einzuteilen und der Versuchung zu widerstehen, das Surfboard zu greifen und Wellen zu reiten oder die neue Staffel eurer Lieblingsserie auf Netflix zu bingewatchen. Als Knowmad ist man sein eigener Chef. Und das hat zwar riesen Vorteile, fordert aber auch große Verantwortung und Disziplin. Ich spreche aus eigener Erfahrung. Denn wenn man in Bali lebt und arbeitet, muss man sich des Öfteren durch FOMOs kämpfen und seine Arbeit erledigen, während alle anderen am Strand brutzeln.
Mein Tipp: Besorgt euch einen Terminplaner und macht euch einen Arbeitsplan für die gesamte Woche, den ihr dann auf Tages-To-Do-Listen aufteilt. Findet eure eigene Routine, die euch dabei hilft, strukturierter und effizienter zu arbeiten. Ich zum Beispiel fange meinen Arbeitstag mit Yoga an und beende ihn mit Meditation. Das hilft mir einen klaren Kopf zu bewahren – und egal wie produktiv oder stressig mein Tag war, habe ich dadurch immer Beständigkeit.
Zurück zum nine to five-Job? Ausgeschlossen für unsere UNISCENE-Autorin Paulina
- Der ideale Ort
Um als Knowmad den richtigen Lebens- und Arbeitsort zu finden, braucht es mehr als nur einen traumhaften Strand. Schnelles und stabiles Internet, gute Infrastrukturen, günstige Lebenshaltungskosten, Co-Working-Spaces sowie eine Knowmad-Community sind wichtige Faktoren, die ihr bei eurer Auswahl beachten solltet. Besonders beliebt sind derzeit Bali in Indonesien und Chiang Mai in Thailand. Auf Bali findet ihr eine der wohl größten Knowmad-Communities weltweit, ein dementsprechend großes Angebot an Co-Working-Spaces, tolle Surfspots, Yogastudios, traumhafte und bezahlbare Villen mit Pool und eine riesen Auswahl an günstigem und gesundem Essen (ein Paradies für Veganer!). Aber auch Chiang Mai, eine Stadt voller Tempel umgeben von Urwald und Wasserfällen im Norden Thailands, ist mittlerweile zum Hotspot in der Knowmad-Szene geworden. Die Lebenshaltungskosten sind dort noch niedriger und die Community ist extrem aktiv. Wenn es euch jedoch nach Zentralamerika ziehen sollte, bieten Mexiko und Costa Rica die wohl besten Bedingungen für Knowmads. Aber für das Leben als Nomade muss man nicht gleich ans andere Ende der Welt reisen! Selbst innerhalb Europas gibt es mittlerweile große Communities: Berlin, Prag, Budapest und etliche Orte in Spanien wie Barcelona, Tarifa oder Mallorca und Portugal wie Lissabon sowie Porto sind Anlaufstellen für jene geworden, die ein Leben abseits von nine to five anstreben. Ihr habt also die Qual der Wahl. Aber das Schöne am Leben ohne festen Wohnsitz ist ja die Freiheit, viele verschiedene Orte zu bereisen und sie als euer Zuhause bezeichnen zu können.
Mein Tipp: Egal wohin es euch verschlägt, werdet Teil der Knowmad-Communities und vernetzt euch. Durch Facebook-Gruppen, Co-Working-Spaces, Messen und Veranstaltungen findet ihr nicht nur Freunde fürs Leben, sondern auch nützliche Kontakte und Arbeitsmöglichkeiten. Ihr bekommt Rat und einen wichtigen Anschluss, um im neuen Zuhause anzukommen.
- Für Knowmad-Newbies
Wenn euch der direkte Sprung in die Welt des Nomadentums Angst bereitet oder ihr die Erfahrung nur temporär machen wollt, gibt es Organisationen und Plattformen, die es ermöglichen, das Knowmad-Life im Rahmen eines strukturierten und risikofreien Programms kennenzulernen. Bei Edumadic bereist ihr im Normalfall drei Ziele in drei Monaten, habt einen direkten Anschluss zu einer Freundesgruppe, eine organisierte Work-Life-Balance und somit eine ideale Fusion aus Lernen und Reisen. Wenn ihr bereits einen Job habt, den ihr problemlos unabhängig vom Ort ausführen könnt, bietet euch remoteyear den perfekten Service. Hier wählt ihr ein Programm nach Reiseziel sowie Dauer aus und überlasst remoteyear den Rest: Flüge, Unterkünfte, Workspace, Aktivitäten, der Community-Anschluss sowie ein 24h-Support sind inklusive.
Mein Tipp: Ob ihr es auf eigene Faust versucht oder mit einem Programm – macht es! Ich kann euch versichern, dass es eine lebensverändernde Erfahrung sein wird. Eine Rückkehr zum nine to five Job ist für mich undenkbar!
- Drei Fragen an das Knowmad-Pärchen Timo und Paulina
Als Knowmad leben Paulina und Timo an traumhaften Orten – die Arbeit darf trotzdem nicht vernachlässigt werden.
Für ein Leben als Knowmad haben sich Timo (31) und Paulina (28) ebenfalls entschieden. Das Hamburger Pärchen lebt seit 2,5 Jahren hauptsächlich auf Bali und in Hamburg als Knowmads.
Was hat euch dazu bewegt als Knowmads zu leben?
Paulina: Da ich schon immer leidenschaftlich gerne gereist bin und als freiheitsliebender Mensch Unabhängigkeit und Flexibilität sehr schätze, schien das Leben als Knowmad das zu sein, wonach ich mich immer gesehnt habe. Der Punkt an dem ich gemerkt habe, dass das Leben in Hamburg nichts für mich ist, war mein Burnout vor ein paar Jahren. Ich habe damals als Grafikdesignerin in einer großen Werbeagentur gearbeitet und bin durch den Druck zusammengebrochen. Ein halbes Jahr später sind wir losgezogen nach Australien. Mittlerweile habe ich meine eigene Kreativagentur Studio Wild Kind gegründet.
Timo: Auch ich hatte schon immer den Drang rauszukommen, zu reisen und neue Kulturen kennenzulernen. Ich bin allerdings gelernter Elektrotechniker und konnte meinen Job damals schwer von unterwegs ausführen. Ich war aber auch sehr unerfüllt und habe schon immer lieber mit Menschen, als mit Maschinen gearbeitet. Nach Paulinas Burnout habe ich ausgiebig recherchiert, welchen Job ich als Knowmad ausführen könnte. Daraufhin habe ich mir alles über Online Business, Marketing und Programmierung selbst beigebracht.
Wie sieht ein ganz normaler Arbeitstag bei euch aus?
Timo: Unsere Arbeitsstruktur ist eigentlich überall gleich – unabhängig vom Ort. Wir genießen unseren Start in den Tag, machen morgens Sport. In Bali gehe ich surfen und Paulina zum Yoga. Dann geht's ins Co-Working-Space. Der Arbeitstag kann dann, je nachdem was ansteht, zwischen 3 und 10 Stunden lang sein. Wenn wir superproduktiv sind, arbeiten wir viel und effizient. An anderen Tagen machen wir den Laptop nach zwei Stunden zu. Wir versuchen uns so flexibel wie möglich zu halten, damit wir auch viel Zeit für uns haben.
Was war eure verrückteste Erfahrung als Knowmad?
Timo: Zu Beginn unseres Nomadentums lief die Arbeit als Freelancer etwas schleppend. Unsere Kohle ging zur Neige und wir mussten in Brisbane in einem schäbigen Motel Wände streichen, um dort im Austausch umsonst wohnen zu können. Damals haben wir unseren Traum als Knowmads zu leben beinahe an den Nagel gehängt. Während der zwei Monate im Motel haben wir aber unsere Businessprofile online aufgebaut. Das meiste lief dann tatsächlich über Facebook-Gruppen und Communities sowie Networking-Events. Wir haben es geschafft Jobs an Land zu ziehen und das Motel endlich zu verlassen, um zu reisen. Das Fazit daraus war, dass man sich manchmal durchbeißen muss. Der Start dieses vollkommen neuen Lebens ist nicht so einfach, wie es sich vermuten lässt. Die meisten hören auf, wenn es schwierig wird – aber es geht darum, gerade an dem Punkt weiterzumachen und seinen Traum weiterzuverfolgen!
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Text: Paulina Kulczycki
Fotos: Wake up somewhere (3), @letthatsoulflow (1)
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