uniscene

News aus Hamburg
HAMBURGER DOGSTORIES

Hundehype in Hamburg

IMG_0878.jpg

Nicht nur immer mehr Menschen zieht es in unsere schöne Stadt, auch die Zahl der Vierbeiner ist in den letzten Jahren gestiegen. Rund 85.000 Hunde leben derzeit in Hamburg. Wir haben drei Hamburger Hunde-Geschichten gefunden, bei denen die Vierbeiner das Leben ihrer Frauchen komplett umgeschmissen haben – ob privat oder beruflich sowie mit allen Höhen und Tiefen.

Der Tag von Katharina Madderson beginnt früh. Der Wecker klingelt um sechs, gegen halb sieben geht sie Gassi mit ihren Windhunden Harry und Little. Danach muss die 29-Jährige ins Büro. „Ich liebe meine Hunde über alles, sie sind wie meine Kinder. Für niemanden sonst würde ich morgens so früh aufstehen.“ Tagsüber passt eine Freundin auf ihre Vierbeiner auf, während Katharina im Büro arbeitet. Mal eben spontan mit den Kolleginnen nach der Arbeit einen Wein trinken gehen, ist nicht möglich. „Wenn man sich Hunde anschafft, trifft man eine Lebensentscheidung. Sie stehen an oberster Stelle. Will ich nach der Arbeit noch was machen, muss ich erst nach Hause, beide füttern und Gassi gehen.“ Katharina wohnt seit Ende 2017 in Hamburg, vorher lebte sie mit ihrem Mann Geoffrey für vier Jahre in Südafrika, wo sie ihre Hunde aus dem Tierheim adoptierte. „Zu Beginn war ich in Johannesburg viel alleine. Ich hatte keine Freunde und Familie, nur Geoffrey – zu der Zeit noch fünf Hunde, die meine besten Freunde waren.“ Durch die Tiere fand Katharina Anschluss und lernte bei den Gassirunden neue Leute kennen. Der Umzug von Südafrika nach Deutschland war ein bürokratischer und kostspieliger Aufwand. „Die Hunde mussten alle ihre Impfungen up to date haben, ihnen wurde Blut abgenommen, das extra nach Deutschland geschickt und dort im Labor auf Tollwut getestet wurde.“ Da Katharina in Hamburg nicht alle ihrer fünf Lieblinge halten konnte, übernahmen ihre Eltern zwei Tiere, ein Hund blieb bei Freunden. Harry und Little kamen mit nach Hamburg.

„Für niemanden sonst würde ich morgens so früh aufstehen!“ Katharina Madderson mit ihren Windhunden Little und Harry

 

  • Hundefreundliches Hamburg?

Weil sie die beiden Rüden in Hamburg nicht mit ins Büro nehmen durfte, suchte sie händeringend nach einer Betreuungsmöglichkeit: „Die Hundetagesstätten, kurz Hutas, sind der absolute Renner in der Stadt. Wir haben kurzfristig keine zwei Plätze für Harry und Little bekommen.“ Außerdem ist Harry nicht kastriert – ein Ausschlusskriterium für viele Hutas, die sich die ganztägige Betreuung gut bezahlen lassen. Je nach Stätte beträgt der Tagessatz zwischen 20 und 50 Euro. „Man muss sich das mit einem Hund gut überlegen. Wäre ich Alleinverdiener mit einem Durchschnittsgehalt, könnte ich mir das nicht leisten. Das Geld, das andere für den Kindergarten zahlen, geben wir für Harry und Little aus.“ Neben den Betreuungsangeboten mangelt es für Katharina an Auslaufflächen für ihre Vierbeiner. „Bei uns in Groß Flottbek kenne ich kaum welche, die eingezäunt sind. Zum Glück haben wir hier im Westen viele Parks und die Elbe vor der Haustür.“ Ansonsten findet Katharina, dass Hamburg und Deutschland generell sehr hundefreundlich sind: „Hier kann ich meine Hunde in jedes Einkaufszentrum, Restaurant oder Hotel mitnehmen – in Südafrika war das zum Beispiel nicht möglich.“

Nach einem Tag voller Spielen, Toben und Laufen sind Little und Harry ganz schön geschafft.

 

  • „Dog-Sharing“ in der WG

Seinen Uni-Alltag meistern, nebenbei noch jobben sowie für Freunde und Familie da sein. Das ist meist gar nicht so einfach – vor allem als Student. Davon kann auch Selma Wünsch ein Lied singen. Sie studiert Internationales Management und Außenwirtschaft an der HAW und arbeitet als Werkstudentin in einer Designagentur. Zusätzlich kümmert sich die 24-Jährige gemeinsam mit ihrer besten Freundin und WG-Mitbewohnerin Jana noch um ihren Hund Lupin. „Alleine hätte ich nicht die Zeit, dem Tier gerecht zu werden. Jana und ich kennen uns seit 14 Jahren und sie ist wie eine Schwester für mich“, erzählt Selma. „Ich denke, dass es wohl überlegt sein muss, ‚Dog-Sharing‘ zu betreiben. Ab und an kommen wir an unsere Grenzen, was aber nicht bedeutet, dass die Freundschaft darunter leidet.“ Da Jana als Krankenschwester im Schichtdienst arbeitet und Selma wegen Uni und Nebenjob normale Arbeitszeiten hat, ist Lupin selten lange alleine.

Als Welpe kam Lupin über eine Tierschutzorganisation aus Rumänien nach Deutschland zu den Hamburgerinnen Selma und Jana. Seitdem ist er heißgeliebter WG- und Agentur-Hund.

„Am Anfang des Monats schauen wir immer, wie Janas Schichten liegen und planen, wer wann Lupin übernimmt. Bis jetzt hat es soweit auch immer geklappt.“ Außerdem gibt es Unterstützung von Selmas Freund, der ebenfalls mit in der WG lebt. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass Lupin Selma in die Agentur begleiten darf. „Anfangs war das Multitasking mit dem Hund bei der Arbeit gew.hnungsbedürftig, mittlerweile finde ich es nur noch super! Lupin ist in der Agentur super brav und alle anderen im Team lieben ihn.“

  • Ein Welpe aus Rumänien

Selma und Jana überlegten vorab lange, ob sie sich einen Vierbeiner anschaffen können, glichen ihre Terminpläne ab und überlegten, wie sie Stresssituationen meistern könnten. Als der Entschluss gefasst war, war auch klar, dass ein Hund vom Züchter für die beiden nicht infrage kommt. Stattdessen holten die beiden Lupin über eine Tierschutzorganisation zu sich, die Welpen aus Rumänien nach Deutschland bringt. Für Selma war es Liebe auf den ersten Blick, als sie Lupin auf einem Hof in Schneverdingen vor über einem Jahr zum ersten Mal sah: „Er kam langsam auf uns zu getrottet, setzte sich ganz ruhig vor mich hin und legte seine Pfote auf mein Bein. Da war ich echt direkt hin und weg.“ Für Selma war das vergangene Jahr mit Lupin dennoch eine Achterbahn der Gefühle. Er stellte ihren Alltag komplett um, braucht viel Aufmerksamkeit und Vertrauen. „Anfangs war es wirklich schlimm, er konnte natürlich noch nicht richtig alleine bleiben und ich bin teilweise nicht zu Vorlesungen gegangen und musste mein Studium merklich zurückschrauben. Es gibt dementsprechend auch die Momente, wo man sich fragt, ob es wirklich eine gute Entscheidung war, sich einen Hund zu holen. Aber ja, war es! Jedes Mal wenn ich Lupin anschaue, muss ich einfach lachen. Er hat so viel Freude in mein Leben gebracht und erdet mich immer wieder, wenn ich das Gefühl habe, dass alles andere zu viel wird.“

  • Hunde als Berufung

Mitten in Eppendorf leitet Alexandra Stahnke Meine Hundetagesstätte. Die Hamburgerin arbeitete 28 Jahre lang im Marketing, ehe sie sich entschied, beruflich komplett neu anzufangen. „Die meisten Hundeberufe erfolgen auf dem zweiten Bildungsweg. Bei mir musste erst was im Leben passieren, das mich dazu brachte, alles umzukrempeln.“ Alex erkrankte an Krebs. „Ich glaube, mein Körper wollte mir damit sagen, dass ich was ändern muss. Eigentlich bin ich froh, dass ich durch meine Krankheit den Arsch hochbekommen habe.“ Erst schaffte sich die 50-Jährige Golden Retriever Mädchen Emmy an, die in der schweren Zeit die größte Stütze war. „Hunde lieben aufrichtig und sind ehrlich. Sie leben im Hier und Jetzt und genießen den Moment – davon können wir uns Menschen eine Scheibe abschneiden.“ Alex besiegte den Krebs, ließ sich zur Hundetrainerin ausbilden und entwickelte ihr Konzept für ihre Hundetagesstätte. Zwei Jahre dauerte es, bis sie die passende Immobilie fand, die hundefreundlich ist und einen Außenbereich hat. „Hier bin ich Hund“, lautet das Motto ihrer Huta, die im Oktober 2017 eröffnete. „Wir machen mit den Hunden Ausflüge zum Burgunderweg in Niendorf, in den Tangstedter Forst bei Norderstedt oder ins Eppendorfer Moor. Für mich sind das immer die glücklichsten Momente, wenn die Hunde danach tief und fest schlafen, weil sie total ausgepowert sind. Da krieg ich jedes Mal Pipi in die Augen.“ Aber nicht nur Ausflüge stehen auf der Tagesordnung. Manch ein Vierbeiner muss zum Tierarzt oder Hundefriseur, auch Putzen und Papierkram sind Teil des Jobs. „Aber es fühlt sich nicht wie Arbeit an. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und kann meine Leidenschaft für Hunde endlich voll ausleben.“

„Hunde lieben aufrichtig und sind ehrlich. Davon können wir uns als Menschen eine Scheibe abschneiden.“ Huta-Gründerin Alexandra Stahnke mit Emmy

 

  • Adopt, don't shop!

Ihr habt es euch gut überlegt und den Entschluss gefasst, euch einen Hund anzuschaffen? Dann denkt doch zuerst an die Hamburger Tierheime. Die sind voll mit Hunden, die ein neues Zuhause suchen. Deshalb gilt: Lieber adoptieren, statt zum Züchter gehen!

Tierheim Süderstraße
Der Hamburg Tierschutzverein von 1841 e.V. in Hamm ist das größte Tierheim Hamburgs und nimmt jährlich rund 10.000 Tiere auf – davon rund 1.000 Hunde. Wer einen Hund aus dem Tierheim adoptieren möchte, muss die Bedingungen eines mehrseitigen Überlassungsvertrags erfüllen. Online sieht man lediglich eine kleine Auswahl der Hunde, deshalb solltet ihr bei Interesse unbedingt vor Ort vorbeischauen. W: hamburger-tierschutzverein.de

Franziskus Tierheim
Das Lokstedter Tierheim bietet Platz für 30 Hunde. Wer dort einen Vierbeiner adoptieren möchte, führt zunächst ein ausführliches Gespräch mit einer Hundepflegerin. Bei einer ersten Gassirunde können sich Hund und Mensch schon mal beschnuppern. Stimmt soweit die Chemie, erfolgen zwei oder drei weitere Besuche.W: franziskustierheim.bmtev.de

Online-Tierheim Shelta
Die Tierschutzorganisation TASSO e.V. hat 2011 das Online-Tierheim Shelta ins Leben gerufen und vermittelt Tiere aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ihr könnt eure Suche verfeinern und genau angeben, ob ihr eine Hündin oder einen Rüden möchtet, der Vierbeiner kinderlieb ist oder aus dem Ausland stammt. W: shelta.tasso.net

Emmy mit ihrem Rudel in der Hundestagesstätte.


Lust auf mehr? Dann lies hier unser Interview mit Soziologe Marcel Sebastian, der uns die Mensch-Hund-Beziehung ganz genau erklärt. 

Text: Kristina Regentrop
Fotos: privat (3), Ziock (1), Laupitz (2)

Nach
oben
×
×
Bitte richten Sie ihr Tablet im Querformat aus.