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KREATIVITÄT? KANN ICH!

„Kreativität entsteht aus Gefühlen –auch den unschönen“

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Die Ideen fließen nicht? Dahinter kann auch eine Blockade stecken. Die Theaterregisseurin und Körpertherapeutin Meike Parussel hat 2006 die Dramaklinik in Winterhude gegründet, in der sie Menschen hilft, zu ihrer Kreativität zu finden. Wir haben sie gefragt, wie man innere Blockaden lösen und den Druck rausnehmen kann.

Viele Menschen glauben, sie seien nicht kreativ. Was sagen Sie dazu?
Als Therapeutin sehe ich, dass die Menschen, die nur noch analytisch mit dem Kopf arbeiten, schlechte Erfahrungen mit ihrer Kreativität oder eine Blockade haben. Jeder Mensch ist kreativ, nur mehr oder weniger blockiert.

Woher kommen Kreativitätsblockaden?
Durch Verdrängung. Wir alle haben auch Gefühle und Impulse, die wir gerne mal unterdrücken: Wut, Trauer oder auch Lust. Manchmal schneiden sich Menschen unbewusst von ihren Gefühlen ab, um sich zu schützen. Aber Kreativität entsteht ja gerade aus Gefühlen. Wenn man sie ständig unterdrückt, blockiert man seinen Ausdruck.

Wie löst man die Blockaden auf?
In der Dramaklinik versuchen wir, möglichst schnell an die Vermeidung ranzukommen. Manche müssen lernen, wieder auf sich selbst zu hören: Wo sind meine Impulse? Was fühle ich? In der Körpertherapie gibt es Methoden und Atmungstechniken, um wieder in den Kontakt mit dem Körper zu kommen und den kreativen, unstrukturierten Anteil freizulegen. Über das Endprodukt reden wir dabei gar nicht. Es geht darum, sich vom Druck zu befreien.

Stichwort Druck: Viele Kreative müssen nach strengen Vorgaben funktionieren. Wie sollte man damit umgehen?
Das ist ein großer Konflikt in unserer Gesellschaft: Oft werden Kreative nicht für ihre Kreativität bezahlt, sondern dafür, sich für Kunden zu verbiegen. Ich kenne jemanden, der als Architekt gearbeitet hat, bis er depressiv wurde und merkte, dass seine Kreativität gar nicht erwünscht war. Dann hat er sich als Fotograf selbstständig gemacht – und ist glücklicher denn je. Viele Kreative haben ihre Kompromissberufe und leben Kreativität als Hobby aus. Ansonsten hilft es, in jeder Minute seinen Ausdruck zu zelebrieren und auf den Prozess vertrauen.


5 UNISCENE-Tipps für mehr Kreativität: 

1. Seine Leidenschaft finden
Ohne den inneren Antrieb werden wir unseren Hintern niemals vom Sofa wegbewegen. Manche bemalen gern Warhammer-Figuren, andere kochen ohne Rezept und wieder andere zimmern leidenschaftlich gerne Tische zusammen. Wer seine Stärken noch entdecken muss, kann dies mit dem kostenlosen Test der Uni Zürich machen: charakterstaerken

2. Kreativität comes first
„Kreativität ist die Frage der Reihenfolge: Erst Ideen fließen lassen und die ersten Impulse festhalten, dann bewerten“, sagt Alexander Baron. Wer gerne mit Sprache arbeitet und sehen möchte, ob er das Zeug zum Texter hat, dem empfiehlt Baronden Kreativtest der Texterschmiede unter: texterschmiede

3. Die Kopfstandtechnik
Wenn man nicht weiter weiß, rät Jutta Rath zu der Kopfstand-Technik, die sie einmal in einer Klinik ausprobiert hat: „Es ging darum, wie man die Wartezimmer schöner gestalten könnte. Niemand hatte auch nur eine Idee. Dann drehten wir die Aufgabe um: Was muss man tun, damit da keiner sitzen will? Dann lachten alle los und die Ideen flossen!“

4. Entspannt euch!
„Bei einer konkreten Aufgabe hilft es, das Problem genau zu betrachten, zu analysieren und dann – loszulassen“, sagt Jutta Rath. Währenddessen schafft das Gehirn neuartige Verbindungen zwischen gelerntem Wissen, Eindrücken und Gefühlen. Rath empfiehlt, sich inspirierende Umgebungen zu suchen, die entspannen – sie selbst geht dafür gern an die Elbe.

Ideen notieren und Unterstützung suchen
Wenn spontan Ideen auftauchen, sollte man vorbereitet sein, zum Beispiel mit einem Notizbuch, um darin Ideen, Alltagsbeobachtungen und Skizzen aufzuschreiben. Illustratorin Mone Seidel, die an der HAW studiert, arbeitet in einer Ateliergemeinschaft mit anderen Illustratoren: „Wir stehen uns bei kleinen und großen Entscheidungsfragen immer mit Rat, Keksen und 'Erfolgsschnaps' zur Seite." Checkt @moneseidelillustration bei Instagram für mehr Inspiration!

Unseren Artikel Warum ihr lernen solltet, euer ganzes Hirn zu nutzen findet ihr hier! 

Text: Natalia Sadovnik 
Fotos: Privat (1)

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