uniscene

News aus Hamburg
TERRORISTS OF BEAUTY

Kampfansage an die Beautyindustrie

Terrorists of beauty_4.jpg

Mir ihren nachhaltigen Seifen wollen die beiden Gründerinnen Natalie Richter und Mar Navajas die Beauty-Industrie zum Umdenken bewegen. Wir haben die beiden Beauty-Terroristinnen getroffen und sie über ihr Konzept „radically natural“ ausgefragt.

Veganismus, Zero-Waste und Umwelt-Aktivismus: Nachhaltigkeit ist mittlerweile weit mehr als nur ein Trend: Es ist eine Bewegung, absolute Notwendigkeit und kollektive Bewusstseinsveränderung. Seit Greta Thunberg und ihrer „Fridays for Future“-Bewegung“ sind die Themen Klimawandel und Nachhaltigkeit selbst bei jenen Konsumenten angekommen, die sich mit den Problemen bislang noch nicht auseinandergesetzt haben. Viele wissen jedoch nicht, dass die Schönheitsindustrie ein elementarer Motor von Umweltverschmutzung, Tierversuchen, Plastikmüll und Wasserkontamination ist. 

Mit nur 8000 Euro und einer Vision gründeten Natalie Richter (34) und Mar Navajas (28) beiden im Dezember 2018 ihr radikal natürliches Beauty-Unternehmen terrorists of beauty. Was als schöne Provokation begann, ist ein knappes Jahr später eine wahre Erfolgsgeschichte: Die nachhaltigen Naturprodukte der plastikfreien Anti-Marke aus der Hamburger Sternschanze ersetzen Shampoo, Duschgel und Gesichtsreiniger in einem. 

Euer Unternehmen begann in eurer gemeinsamen WG in der Schanze. Wie entstand die Idee von terrorists of beauty genau?
Natalie: Es fing damit an, dass Mar bei uns in der Startup-WG eingezogen ist. Wir saßen zusammen, unterhielten uns über Nachhaltigkeit, Mars spanische Wurzeln und darüber, wie sie schon als Kind lernte, Seifen selbst zu herzustellen. Dabei stellten wir fest, dass alle in unserer WG Shampoo-Seifen benutzten, deren Effekte, wie Pflege und Duft, wir allerdings nicht gut und sexy genug fanden. Wir waren uns sicher: Das kann man besser machen! Nach einer schlaflosen, aber sehr inspirierenden Nacht, habe ich der WG das Konzept terrorists of beauty präsentiert. Während die anderen Mitbewohner den Namen zu radikal fanden, war Mar sofort überzeugt. Denn genau das ist es, was wir wollen: Provozieren und der Schönheitsindustrie den Kampf ansagen! Danach ging alles ziemlich schnell: Wir haben Manufakturen kontaktiert und die Parameter bestimmt. Dabei waren wir uns einig, dass unsere Seifen palmölfrei, plastikfrei und vegan sein sollten. So haben wir Stück für Stück unser Sortiment definiert, unseren eigenen Webshop aufgezogen und einfach angefangen – ohne wirklich einen Plan zu haben.

Was ist die Vision eures Unternehmens? Was wollt ihr damit bewirken?
Natalie + Mar: Die Idee entstand aus der Intention heraus, etwas zu verändern. Wir nennen uns daher eher eine Nachhaltigkeits-Initiative als ein Startup. Wir glauben, dass die Endverbraucher als Konsumenten große Macht besitzen, um den Markt zu verändern. Denn durch Nachfragen werden Produktionen und Preise beeinflusst. Wir wollen dabei keineswegs die marktdominierende Instanz werden, sondern eher einen Anstoß geben. Unsere Vision ist es, die gesamte Schönheitsindustrie zu transformieren. Wir möchten eine Lösung anbieten, mit dem besten Impact für die Umwelt.

Der Erfolg von terrorists of beauty kam unfassbar schnell nach dem Launch. Nach nur vier Wochen habt ihr mehr als 1000 Seifen über euren eigenen Online-Shop verkauft – und das ganz ohne Werbung! Und nach nur sechs Wochen war die Firma bereits „Break Even“. Habt ihr mit einer derartigen Erfolgsgeschichte gerechnet?
Natalie:
Auf keinen Fall. Wir haben immer Scherze gemacht, dass wenn es schief läuft, wir wenigstens Seifenvorräte für unser ganzes Leben hätten. Mich hat es vor allem überrascht, dass Einzelhändler und Großkonzerne wie Budni und Edeka, auf unsere Firma aufmerksam geworden sind. Wir dachten, dass der Name und das Konzept viel zu polarisierend wären. Aber auch die großen Konzerne haben mittlerweile verstanden, dass sie Alternativkonzepte anbieten müssen.
Mar: Ich glaube der Erfolg ist so groß, weil die Marke nicht nur Seifen verkauft, sondern vor allem eine Message und Einstellung zur Nachhaltigkeit hat. Wir sind sehr transparent  und menschlich. Unsere Kunden können uns persönlich kontaktieren und dafür bekommen wir viel Zuspruch.

Habt ihr aus terrorists of beauty mittlerweile euren Vollzeit-Job gemacht?
Natalie:
Noch nicht. Mar arbeitet noch Vollzeitals Community Manager im Hamburger Co-Working Mindspace, während ich noch mein anderes Startup und weitere Projekte leite. Wir sind eigenfinanziert – alles was wir an Gewinn generieren, fließt wieder direkt in die Produktion.
Mar: Bisher kann man es also eher als sehr intensives Hobby bezeichnen. Eigentlich wollen wir uns diese Unabhängigkeit beibehalten, aber nach diesem intensiven Jahr merken wir, dass es unfassbar kraftraubend ist, das Projekt nur nebenher zu leiten. Ab diesem Jahr wollen wir uns selbst Gehälter auszahlen und Vollzeit arbeiten, um noch mehr Energie in das Projekt stecken zu können.

Was sind die Inhaltsstoffe eurer Seifen und wie werden sie produziert?
Natalie: Unsere Basis besteht aus Wasser und kaltgepressten Ölen, wie Rizinusöl, Kokosöl, Rapsöl und Sheabutter. Alles wird schonend erhitzt, abgegossen und schließlich zur Seife gereift, in Stücke geschnitten und getrocknet. Der Duft unserer zertifizierten Naturkosmetik-Seifen (NCS) kommt von einer ayurvedischen Prozedur, ätherische Öle zu erhitzen – jede der vier Seifen ist dabei für andere Bedürfnisse gemacht. Die Produktion findet in einer Manufakturin der Nähe von Hannover statt und unsere Logistik läuft über die Stiftung Mensch, wo die Produkte von Menschen mit Behinderungen verpackt werden – mit nachhaltigen Banderolen und natürlichen Klebstoffen.

Mar: Wir haben uns bewusst Lösungen für den Versand überlegt, die Verpackungen meiden und klimafreundlich sind. Wir möchten das Konzept Nachhaltigkeit ganzheitlich realisieren. Unsere Botschaft ist dabei ganz simpel: Manbraucht nicht viel, um schön zu sein!




Hier bekommt ihr die Seifen von terrorists of beauty
- My Little Wow!, Eppendorfer Weg 268
- Reformhaus, Frank Schröder Osterstr. 138
- B Lage Eco Concept Store, Kampstr. 11
- Langbrett Store, Marktstr. 140
- Zero Waste Café In Guter Gesellschaft, Sternstr. 25
- Human Empire Shop, Schulterblatt 132
- Fux&Vintage, Wohlwillstr. 11
- Merijula, Wohlwillstr. 24
- Mmies Store, Hein-Hoyer-Str. 45
- Searamica, Clemens-Schultz-Str. 94
- Edeka Struve, Osterfeldstr. 30-40 & Gasstr. 4 sowie in ausgewählten BUDNI Drogeriemärkten

Tipps für den nachhaltigen Beauty-Haushalt
- Waschabre Anschminkpads z.B. von bambudo bei Stückgut für 12 Euro
- Wattestbchen aus Bambus z.B. von Hydrophil bei DM für 1,60 Euro
- Deo-Creme z.B. von Alverde bei DM für 4 Euro
- Bambuszahnbürste z.B. von Humble Brush bei Budni für 4 Euro
- Menstruationstasse z.B. von Silenacup bei Rossmann für 17,50 Euro


Homemade Cosmetics: Einfache DIY-Rezepte für natürliche Kosmetikprodukte

Regenerierende Gesichtsmaske
- 2 EL (pflanzlicher) Joghurt
- 0,5 Tasse Kakaopuder pur
- 1 EL Honig
- 1 EL Hafermehl

Gesichtspeeling
- 1 TL Kokosöl
- ó TL feiner weißer Zucker

Make-up-Entferner
- 7 EL Wasser
- 6 EL Olivenöl
- 1 TL Maisstärke


Text: Paulina Kulczycki
Fotos: Dachsel 
(4)

Nach
oben
×
×
Bitte richten Sie ihr Tablet im Querformat aus.