Wer steckt hinter Habibi.You.Know – und wie sieht das Team aktuell aus?
Das Habibi-Team besteht aus einem festen 5er-Team und wir sitzen aktuell in der Schanze. Viola macht die Produktion, Nadya den Einkauf, Alaa die Buchhaltung, Jessica und ich die Creative Direction und die Strategie. Und als Founder springe ich auch in jedem Bereich ein wenig ein. Außerdem haben wir einen großen Pool an Kreativen: Musiker, Fotografen, Illustratoren, Grafiker, 3D-Artists, Coder, Regisseure und Models – wir sind eine gemeinsame große Habibi-Gang, die einfach versucht durch eine schöne Message die Welt besser zu machen. Jeder im Team ist der Beste in seinem Fach und wir sind vereint durch eine gemeinsame Vision.
In eurem Manifest heißt es „ The aim? Spread a sweet message to change a bitter misconception“. Kannst du diese Message erklären?
Unser Ziel ist es, einen Dialog anzuregen und uns damit durch das Medium Fashion gegen die Stigmatisierung arabischer Schrift und Kultur zu wehren. Der Satz im Manifest „28 letters misread. Countries mistreated. A whole culture, misunderstood” beschreibt genau das Problem, das wir thematisieren möchten.
Habibi.You.Know-Manifest
„Arabic script grabs attention and sometimes even concerned stares by the public. An Alphabet that carries a negative connotation caused by the media. 28 letters misread. Countries mistreated. A whole culture, misunderstood. This is Habibi – a beautiful word in Arabic that means “Sweety”. And this is us taking a stand. We stand straight and wear Habibi with pride close to our hearts. The aim? Spread a sweet message to change a bitter misconception.“
Und deshalb ist auch der Schriftzug und euer Name „Habibi“?
Genau. Habibi bedeutet in etwa „Schatz, Freund, Liebling“, also ein schönes und universales arabisches Wort. Egal ob Mann zu Mann, Frau zu Frau, Mann zu Frau oder Supermarktverkäufer zu Kunden – alle sagen sich Habibi.
Auf eurer Website steht ja auch „an alphabet that carriesa nagative connotation caused by the media“. Warum sind Medien deiner Meinung nach Schuld an den negativen Konnotation der arabischen Schrift?
Ich bin selbst in einer Kleinstadt in Deutschland aufgewachsen, in der es nicht wirklich viel Kontakt mit anderen Kulturen gibt. Die Medien, über die die Menschen dort ihre Meinungen und Informationen beziehen, sind das
Fernsehen und der oberflächliche Blick ins Internet. Und dort bekommt man meiner Meinung nach keine positive Berichterstattung. So wurde durch den ganzen Nahost-Konflikt zum Beispiel die arabische Schrift immer und immer wieder mit schlechten Nachrichten in Verbindung gebracht. Das führt dazu, dass einige Menschen eine negative Voreinstellung gegenüber der arabischen Schrift – und somit einer ganzen Kultur haben.
Seid ihr im Team oder du als Gründer bereits selber mit dieser Negativität konfrontiert worden?
Klar, ich musste schon öfters unangenehme Situationen erleben. Und das leider nicht nur in kleinen Städten, sondern auch hier in Hamburg, sogar in der Schanze. Ich wurde erst vor ein paar Wochen rassistisch attackiert, als ich mein Habibi-Hoodie an hatte mit „Du scheiß Türke, verpiss dich aus unserem Land“. Ich war in der Situation total eingeschüchtert und hatte wirklich Angst. Im Nachhinein musste ich dann aber sogar noch etwas schmunzeln, weil ich gerne noch gesagt hätte, dass der Schriftzug arabisch und nicht türkisch ist. Aber auch andere teilen ähnliche Erfahrungen mit uns. Erst vor kurzem haben wir eine Nachricht von einem Freund erhalten, der ein Habibi T-Shirt anhatte und den Satz hören musste „Ziehst du nun in den heiligen Krieg?“ Solche Erlebnisse sind schlimm, aber motivieren auch umso mehr, unsere Vision zu stärken. Und zum Glück gleichen sich die negativen mit positiven Erlebnissen aus. Viele sprechen uns auf die Shirts und Hoodies an, sind beeindruckt und fühlen sich berührt.
Stichwort Fair Fashion. Werden eure Stücke nachhaltig produziert?
Alle im Team leben in oder in der Nähe von Hamburg. Auch unsere Produktion ist in der Nähe der Stadt, unser Familienbetrieb, wo ich aufgewachsen bin. Wir holen die Rohlinge aus fairem Handel extern aus Kanada. Dann werden die Stücke hier bestickt, bedruckt, verarbeitet und verschickt. Wir achten sehr darauf, dass unsere Materialien aus einem fairen Handel kommen und besticken deshalb selbst inhouse. Dazu droppen wir immer wieder neue Kollektionen. Zum Beispiel gibt es bald einen Sweater im Shop, der aus 80 Prozent organischer Baumwolle und 20 Prozent recyceltem Plastik besteht.
Und wo bekommt man eure Sachen?
Bisher gibt es unsere Habibis nur über unseren Online Shop oder über eine Direct Message bei Instagram. Aber ein Popup Store ist derzeit in Planung!
Wie sehen eure zukuntspläne aus? Wird es bald eine neue Kollektion oder andere News geben?
Wir können von Glück reden, dass wir bereits eine gute Basis an Stickmaschinen haben. Dementsprechend können wir sehr schnell neue Ideen, Designs und Kollektionen rausbringen, da wir jeden Schritt selbst steuern und kontrollieren können. So können wir auch schnell auf Einflüsse und aktuelle News reagieren. Zum Beispiel haben wir eine „Make America Great Again“ Cap auf Arabisch (Foto in der Mitte) rausgebracht, als Trump das Einreiseverbot aus bestimmten arabischen Ländern durchsetzte. Wir bringen deshalb eigentlich jeden Monat zwei bis drei neue Produkte raus, manchmal sind es auch ganze Kollektionen, teilweise auch nur Garnfarben. Also schaut immer bei Instagram rein, was es Neues gibt!
Und zum Abschluss: Welche (politische) Message würdet ihr unseren Lesern gerne mit auf den Weg geben?
Jeder darf und sollte sich seine eigene politische Meinung bilden. Wir legen jedem ans Herz, dass wir als Gemeinschaft unabhängig von Etienne, Religion und Nation zusammenhalten müssen. Nur das bringt alle weiter.
Text: Lesley-Ann Jahn
Fotos: Habibi UG (5)
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