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UNSER LITERATUR-TIPP

Lars Amend: „Dieses bescheuerte Herz – Über den Mut zu träumen“

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Ein herzensguter Mensch! Der Berliner Autor Lars Amend hat es sich zur Aufgabe gemacht, spannende Lebensgeschichten von Menschen aufzuschreiben. Nach seiner Biographie über Bushido, erzählt er jetzt vom herzkranken Daniel.

Wie hast Du Daniel kennengelernt?

Das war vor drei Jahren. Ich befand mich in einer eigenartigen Situation: gelangweilt vom Leben, obwohl ich beruflich sehr erfolgreich war. Ich ging nach Rio de Janeiro und habe einen Sommer in einer der gefährlichsten Favelas der Stadt gelebt. Was ich dort sah, war krass: Ich musste dabei zusehen, wie neben mir jemand erschossen wurde und musste selbst oft um mein Leben fürchten. Zurück in Deutschland hörte ich dann über eine Freundin von einem 15-jährigen Jungen aus Hamburg, der nur ein halbes Herz besitzt, keine Freunde hat, in seinem Zimmer sitzt und auf den Tod wartet. Ohne lange darüber nachzudenken, wollte ich ihn treffen. 

Wie hast Du dir Euer erstes Treffen ausgemalt?  

Gar nicht. Ich bin wie Peter Pan. Ich tue die Dinge einfach aus dem Bauch heraus und stelle die Fragen später.

Und dann?  

Als Daniel mich sah, ist er direkt auf mich zugelaufen und in meine Arme gesprungen. Er sagte: „Endlich bist Du da.“ Ein unglaublicher Moment, fast magisch.

Wie hat Dich diese Begegnung verändert?  

Einem todkranken Jungen dabei zuzusehen, wie neue Lebensfreude in seinen Augen funkelt, ist mit Worten kaum zu beschreiben. 

Du verstehst Dich als sein „Wünscheerfüller“. Was ist das genau?  

Als ich Daniel kennenlernte, kannte er außer seiner Schule, dem Kinderhospiz und Krankenhäusern nicht sehr viel. Ich sagte zu ihm: „Ich kann Dein Leben nicht retten, aber ich kann dafür sorgen, dass Du noch eine geile Zeit hast. Lass uns eine Liste schreiben und uns in Abenteuer stürzen.“

Was stand auf Daniels Wunschliste? 

„Normale“ Jungsträume: In einem 5-Sterne-Hotel übernachten, auf ein Konzert gehen, mit einem Sportwagen fahren, sich verlieben, ein Mädchen küssen, eine Party feiern und noch vieles mehr... Welche Wünsche hast Du ihm schon erfüllt? Wir haben alle erfüllt – ohne Ausnahme. 

Und welcher davon hat Dir am besten gefallen?

Ich fand es immer toll, wenn wir ans Meer gefahren sind und am Strand Mädels angequatscht haben. Wir haben ein Spiel daraus gemacht, wer am Ende des Tages die meisten Handynummern hatte. 

Was macht Dich als „großen Bruder“ aus?

Daniel ist neben all seinen Krankheiten eben auch ein normaler Junge, der mitten in der Pubertät steckt. Wer will schon mit seiner Mutter heimlich eine Kippe rauchen oder über Mädels quatschen? Exakt, niemand! Dafür bin ich da. 

Was hast Du von Daniel gelernt?

Im Jetzt zu leben und wichtige Dinge nicht auf morgen zu verschieben, weil man dann vielleicht nicht mehr am Leben ist. 

Hat er vielleicht auch was von Dir gelernt?

Dass es okay ist,  anders zu sein. Ich habe immer versucht, ihm so viel Selbstbewusstsein wie möglich mit auf den Weg zu geben. Was hat Dich dazu gebracht das Buch zu schreiben? Ich bin direkt nach dem ersten Treffen in Hamburg geblieben und habe in Daniels altem Kinderzimmer übernachtet. Fast ein Jahr lang war ich immer an seiner Seite. Wenn es ihm gut ging, haben wir uns draußen ins Leben gestürzt. Wenn er keine Kraft hatte, sind wir zu Hause geblieben und  haben Pizza gegessen. Nachts, wenn ich dann im Bett lag, habe ich darüber Tagebuch geführt. So ist das Buch entstanden. Es soll anderen Menschen Mut machen, an sich zu glauben und seine Träume zu leben. Ich sage immer: Aufgeben ist keine Option! 

Wie kommst Du überhaupt damit klar, dass er sterbenskrank ist?

Natürlich ist es nicht immer einfach, und es gab viele Momente, die einem alles abverlangten. Dann musst Du schon aufpassen, an diesen Ausnahmesituationen nicht zu zerbrechen. Wenn Daniel morgen sterben sollte, war er glücklich. Das ist ein schönes Gefühl.

 

Daniel Meyer mit Lars Amend: „Dieses bescheuerte Herz – Über den Mut zu träumen“

Daniel ist noch so jung, und er weiß auch, dass er bald sterben wird. Doch er hat noch so viele Wünsche.

Zusammen mit seinem „großen Bruder“ Lars machen sich die beiden auf, ihm alle zu erfüllen. Dabei erleben sie jede Menge schöne und aufregende Momente. 

Dieses Buch schreit gerade danach eigene Träume in die Tat umzusetzen!

Paperback, 384 Seiten, 9,99 €, erscheint bei Fischer, W: lars-amend.de

Foto: Gaby Gerster

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