Neben den billigen Jeans stapeln sich in der Fast-Fashion-Industrie auch die Probleme: Unmenschliche Arbeitsbedingungen, unfaire Bezahlung und missachtete Sicherheitsvorkehrungen – dazu kommen Materialien, die oft eher im Bereich Sondermüll einzusortieren wären. Doch langsam beginnt ein Umdenken, und viele Designer, Hersteller und Modeblogger schreiben sich „Slow“ statt „Fast“ auf die Fahne: Die Entschleunigung der Mode mit nachhaltig und fair produzierten Textilien wird zum Leitfaden des bewussten Konsumverhaltens. Dieser Bewegung hat sich auch MIRIAM BARBRO WOLF (39) aus den Vierlanden verschrieben, die 2015 als Co-Kuratorin das „Slow Fashion Labor“ für die Ausstellung „Fast Fashion". Die Schattenseiten der Mode“ im Museum für Kunst und Gewerbe konzipierte.
Designs von Jan'n June
Das Slow Fashion Labor gehört zur mittlerweile international gezeigten Wanderausstellung und informiert über alternative Materialien, wie Bambus, Milchfasern oder Tencel sowie neue Technologien, wie das Ledergerben mit Rhabarberwurzel oder das Recyceln von PET-Flaschen zu Polyester. Miriam selbst beschäftigt sich aber schon seit der Gründung ihres Labels MonaLeba im Jahr 2010 mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Modeindustrie und leitet hierzu auch Seminare an der HafenCity Universität. Seit 2015 betreibt die studierte Kunstwissenschaftlerin außerdem den Slow Fashion Blog, aufdem sie über „Ethical Fashion“ und „Green Lifestyle“ schreibt.
Für einen bewussteren Konsum empfiehlt Miriam neben Trends, wie Upcycling oder Handmade-Mode, „klassische“ SecondHand und Vintage-Shops oder Plattformen wie kleiderkreisel als Alternativen zum Neukauf. Sinnvoll sind auch ethisch und fair produzierte Basics: „Dann hat man ein paar besondere Teile, die im besten Fall zeitlos sind und gut kombiniert werden können“, so Miriam. „Es geht darum, verantwortungsvoller und bewusster mit seinem eigenen Konsum umzugehen, was nicht heißt, dass man gar nichts mehr kaufen soll. So funktioniert ja unser Leben nicht und für mich ist es ganz wichtig, dass Mode auch Spaß macht!“
FAIR-SHOPPING UND -BLOGGING
Dass nachhaltige Mode richtig Spaß macht, beweist das Hamburger Modelabel JAN’N JUNE. Die zwei Gründerinnen Anna (26) aus Wellingsbüttel und Jula (26) aus Rellingen wagten 2015 den Schritt in die Selbstständigkeit. Heute sind sie stolze Besitzer eines eigenen Onlineshops und europaweit in etlichen Fashion Stores vertreten. „Jeder muss mit sich selbst vereinbaren, wo Nachhaltigkeit anfängt und aufhört. Wir sind da relativ streng, was die Kriterien angeht", so Jula. Daher sind ihre Kollektionen stets fair produziert, vegan und aus zertifizierten Stoffen oder recyceltem Polyester. „Wenn man von heute auf morgen nicht seinen kompletten Kleiderschrank um- gestellt bekommt, ist das kein Drama! Aber es reicht schon, wenn man vor dem nächsten T-Shirt-Kauf darauf Wert legt, dass es aus Biobaumwolle sein soll und dann guckt, wo man so eins herbekommt“, sagt Jula.
In Hamburg findet ihr die schicken Teile von Jan’n June beispielsweise auch im Green Fashion Store GLORE in der MARKTSTRASSE IM KAROVIERTEL. Hier hängen nur Sachen, die sowohl ökologisch als auch fair produziert oder recycelt sind. „Bei der Auswahl legen wir natürlich auch großen Wert auf Qualität und Design“, so Glore-Inhaberin und Gründerin Wiebke Clef (35).
Auch Wahl-Hamburgerin MARIE NASEMANN, die seit „Germany's Next Topmodel 2009“ durch ihren Beruf als Model stets mit der Fashion-Industrie zu tun hat, kennt sich in Sachen Slow Fashion aus. „Ich kaufe hier in Hamburg aktuell am liebsten in Läden ein, die wissen, woher ihre Klamotten kommen, sprich, wer sie produziert hat.“ Seit vergangenem Herbst schreibt die 27-Jährige auf ihrem Blog FAIRKNALLT über Slow Fashion, Marken und Stores. Auf ihrer Shop-Liste für Hamburg stehen neben Glore auch GRÜNE ERDE und HESSNATUR in der Innenstadt sowie die beiden MARLOWE-Läden in der Nähe der Uni und in Ottensen. Auf Maries Blog findet ihr viele Outfit-Inspirationen, die zeigen, dass faire Mode keineswegs langweilig oder eintönig sein muss.
Auch WIEBKE KAISER (27) aus der Schanze bloggt seit anderthalb Jahren auf SLORIS zu veganer, ökologischer und sozialer Mode. „Das Thema Slow Fashion rückt allgemein immer weiter aus seiner Nische heraus und mehr Menschen begreifen, dass es dabei viel mehr um Bewusstsein als um Einschränkungen und Verzicht geht“, sagt Wiebke und ergänzt: „Der perfekte Mix besteht für mich aus Fair Fashion, Vintage-Mode und Konzepten, wie Kleidertauschpartys und der Hamburger Kleiderei." Hier kann man sich für einen Monatsbeitrag einfach Kleider leihen.
UNSER FAZIT
Wir lieben Mode, aber nicht wenn sie auf Kosten anderer oder der Umwelt produziert wird. Und wie man sieht, gibt es in Hamburg genug Alternativen dazu! Und ein Schrank mit ein paar schönen, nachhaltigen Lieblingsteilen macht viel mehr her als ein Kleiderschrank voller ethisch und ökologisch fragwürdiger Schrankleichen...
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- MEHR INFOS RUND UM SLOW FASHION GIBT’S HIER:
Umfangreicher Blog der Hamburgerin MIRIAM BARBRO WOLF, der nachhaltige Ideen, Materialien, Labels, Shops und Green Lifestyle vorstellt >>>>
Online-Magazin für mehr „Grün“ in der Modeszene – von Anna Kessel und Esther Rühne aus Hamburg >>>>
Fair-Fashion-Netzwerk aus der Schweiz mit europaweitem Marken und Shop Finder sowie vielen Artikeln rund um Slow Fashion >>>>
Modeblog von „GNTM"-Kandidatin und Wahlhamburgerin MARIE NASEMANN, mit vielen inspirierenden Outfit-Ideen und tollen Fotos >>>>
Die Hamburgerin WIEBKE KAISER trägt seit 3 Jahren ausschließlich Slow Fashion und bloggt über Mode in den Kategorien vegan, eco und social >>>>
Text: Claudia Enders
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