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DESIGNEN STATT KELLNERN!

Nebenjob: Der Traum von der Selbstständigkeit

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Bereits während des Studiums selbstständig mit einer eigenen Agentur durchzustarten, klingt toll. Habt Ihr auch schon mal drüber nachgedacht, Euch selbstständig zu machen? UNISCENE traf Matthias Specht und Tobias Weber aus Hamburg, die diesen aufregenden Schritt gewagt haben und sprachen mit den Jungs über Vorteile und Hürden ihres Nebenjobs.

Der Traum von der Selbstständigkeit: Während die Kommilitonen kellnern, könntet Ihr so „Euer eigenes Ding“ machen, ohne nervigen Chef im Hintergrund. Ganz einfach ist der Schritt in die Selbstständigkeit allerdings nicht. Wie man mit guter Planung die Bürokratie-Hürden meistert und tatsächlich so viel Geld verdient, um sich das Studileben eigenständig finanzieren zu können, zeigt das Beispiel von Matthias Specht und Tobias Weber (29).

Beide sind Masterstudenten an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg und haben gerade ihr eigenes Graphikdesign-Studio „villa“ gegründet. Kürzlich haben Sie zum Beispiel am Erscheinungsbild für die Kunstmesse „P/Art Producers Artfair“ in Hamburg mitgearbeitet.

Die „villa“ wurde am 1. Juli 2014 von Tobias und Matthias ins Leben gerufen. Zu den Dienstleistungen des Studios zählen kreative und digitale Grafiklösungen, wie zum Beispiel das Design für Websites, Kataloge und Bücher. „Unsere Kernkompetenz liegt im Bereich Marken- und Webdesign“, erklärt Tobias. „Generell achten wir immer darauf, dass sich unsere Jobs ausgleichen“, fährt der 29-Jährige fort. „Es gibt einerseits Aufträge, mit denen man Geld verdient und andererseits Jobs, die gut fürs Portfolio sind, aber nicht so viel Geld einbringen. Diese Projekte machen dann aber häufig besonders Spaß.“

Mehr Power zu zweit

Kennengelernt haben sich die Jungs im Bachelorstudium. Tobias kommt ursprünglich aus Miesbach bei München, Matthias aus Erfurt. Beide machten nach dem Abi eine Ausbildung zum Mediengestalter, bevor sie für das Kommunikationsdesign-Studium nach Hamburg zogen. „Die Ausbildung vorher hat schon Vorteile für das Studium mit sich gebracht“, meint Tobias. „Wir konnten durch die Praxiserfahrung neben dem Studium als Freelancer arbeiten.“

2013 betreuten er und Matthias zum erster Mal ein gemeinsames Projekt. „Das war für die „A+ Show", für die wir Plakate, Flyer und die Homepage gestaltet haben.“ In der „A+ Show“ präsentieren Jungdesigner des HAW Design Departments ihre Kreationen. „Bei der Arbeit haben wir gemerkt, dass die Zusammenarbeit zwischen uns einfach gut funktioniert. Da wir es beide wichtig fanden, den Master zu machen, war die Selbstständigkeit mit eigener Zeiteinteilung die optimale Lösung.“ „Klar, jeder von uns könnte auch alleine als Freelancer arbeiten, aber wenn man zu zweit an einem Projekt sitzt, wächst man oftmals über sich hinaus und hat viel mehr Power“, Matthias Specht.

Erstmal zur Steuerberaterin

Den Studenten war wichtig, bei der Firmengründung von Anfang an alles richtig anzugehen. Deshalb wendeten sie sich gleich an eine Steuerberaterin, die sie bei der Unternehmensgründung unterstützte. „Sie hat uns zuerst einmal bei der Suche nach der richtigen Rechtsform für die Firma geholfen und uns dann erklärt, wie wir Schritt für Schritt vorgehen sollten“, meint Matthias.

„Jedem, der sich selbstständig machen will, kann ich nur raten, sich ebenfalls Hilfe bei einem Steuerberater zu holen, um von Beginn alles sauber abzuwickeln.“ Matthias Specht, Gesellschafter der „villa“

Tobias und Matthias gründeten eine GbR – eine Gesellschaft bürgerliche Rechts, die immer ein Zusammenschluss von mindestens zwei Gesellschaftern ist. Der Vorteil gegenüber einer GmbH: Man muss kein Eigenkapital einbringen, das bei einer GmbH bei immerhin 25.000 Euro liegen würde. „Der Nachteil ist, dass man bei einer GbR mit seinem kompletten Privatvermögen haftet“, erklärt Tobi. „Aber die finanziellen Risiken in unserem Bereich sind da eher gering.“

Die Anmeldung der Firma übernahm die Steuerberaterin, und auch das Ausfüllen des GbR-Vertrags war reine Formsache. „Anschließend haben wir ein gemeinsames Konto eröffnet und eine kleine Anlage gemacht. So können wir bestimmte Dinge, wie zum Beispiel Druckkosten, vorstrecken.“ Ein Finanzplan, in dem die beiden eine gemeinsame Kostenkalkulation aufstellen, verschaffte zusätzliche Übersicht. „Wir haben genau durchgerechnet, was wir einnehmen müssen, um alle Kosten abzudecken und uns auch Gehalt auszahlen zu können. Denn auch Miete und Versicherungen müssen ja gezahlt werden.

„Es gibt viele Dinge wie Kostenkalkulation und Finanzplanung, die man so nicht im Studium lernt, die aber extrem wichtig sind." Matthias Specht

Die Suche nach dem Namen für die eigene Firma gestaltete sich auch nicht ganz einfach. Schließlich einigten sich die Studenten auf den Namen „villa“. „Wir haben nach einem kurzen Namen gesucht, der einladend und sympathisch klingt. Mit einer Villa verbinden wohl die Meisten etwas Positives – genau das, was wir auch ausstrahlen wollen“, berichtet Matthias. Passend dazu wurde auch das Firmenlogo entwickelt: ein grinsender Smiley.

Dann ist da ja noch die Uni

Seit ihrem Start haben die Jungs durchgehend zu tun. „Viele Aufträge kommen durch Kontakte und das Netzwerk, das wir uns bisher erarbeitet haben.“ Durch ihre Arbeit finanzieren sich die beiden ihre Lebenshaltungskosten nun komplett selbst. „Von unserem Firmenkonto zahlen wir uns monatlich ein Gehalt aus“, sagt Tobias.

Neben der Arbeit für die „villa“ wollen Tobi und Matthias nun auch noch ihre Masterarbeit schreiben. „Während des Semesters ist es schon anstrengend, Uni und Firma zu vereinbaren, vieles verlagert sich auf nachts und die Wochenenden“, erklärt Matthias. Dennoch: Eine Ruhepause wird in der „villa“ nie eingelegt – im Gegenteil! „Wir wollen in der Zukunft gezielt Kunden gewinnen, also aktiv akquirieren. Das ist aber noch Neuland für uns, und wir müssen uns in das Thema Akquise noch genauer einlesen“, berichtet Matthias.

Ihr Wunschkunde wäre ein Projekt für den sportlichen Bereich, denn beide sind leidenschaftliche Radfahrer. In diesem Jahr sind die Jungs zum Beispiel gerade erst bei den „Cyclassics“ mitgefahren. Außerdem gehen sie oft gemeinsam auf Tour. Wer denkt, dabei würden sie das Geschäft vollkommen ausblenden – Fehlanzeige. „Gerade unterwegs können wir super über anstehende Projekte reden“, sind sich beide einig. Angst, sich eines Tages zu zerstreiten, haben die „villa“-Jungs nicht.

„Man muss einfach jedes Problem immer direkt ansprechen, und wenn es dann mal kurz kracht, ist das besser, als wenn irgendwann die Bombe platzt.“ Tobias Weber, Gesellschafter der „villa“

Und wo steht die „villa“ in drei Jahren? „Natürlich wäre es toll, wenn wir wachsen und uns noch jemanden ins Team holen könnten“, meint Tobias. Platz dafür wäre im neuen Büro zumindest schon mal!

Von Laura Dopp

Foto: Carsten Schulz

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