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News aus Hamburg
HAMBURGS UMWELT-RETTER

Plastic sucks – Schluss mit dem Müll-Wahnsinn!

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Während wir uns früher kaum Gedanken um Mülltrennung oder Ressourcenschonung gemacht haben, denken wir heute zum Glück immer „grüner“. Auch viele Startups setzen verstärkt auf innovative Produkte und Aktionen, die zum Umweltschutz beitragen. Wir zeigen euch die smartesten Ideen aus Hamburg — und wie ihr damit ganz easy im Alltag euren Teil zum Umweltschutz beitragen könnt.

Laut WWF produzieren wir weltweit jährlich fast 335 Millionen Tonnen Kunststoff. Davon landen circa acht Millionen Tonnen in unseren Ozeanen – umgerechnet etwa eine LKW-Ladung pro Minute. Es war also bereits allerhöchste Zeit, dass das EUParlament Ende 2018 ein Plastikverbot für Einwegprodukte wie Strohhalme, Teller oder Wattestäbchen verabschiedet hat. Das tritt allerdings erst 2021 in Kraft. Die Plastikabfall-Flut möchte auch StephanieWiermann eindämmen. Sie gründete 2017 deshalb die ehrenamtliche Initiative Refill Hamburg. Der Gedanke dahinter: Läden, Cafés, Bars, Restaurants und Haspa-Filialen sollen Leitungswasser anbieten, das kostenlos in mitgebrachte Flaschen abgefüllt wird. „Unsere Vision ist es, dass Plastikflaschen irgendwann überflüssig werden“, erzählt Stephanie.

Refill-Gründerin Stephanie Wiermann

Blaue Sticker an Schaufenstern kennzeichnen die teilnehmenden Stationen und machen auf die Aktion aufmerksam. Um eine Refill-Location zu werden, müssen Café- oder Restaurant-Besitzer die Aufkleber einfach ausdrucken oder in einer der Abholstationen, wie bei Twelve Monkeys auf St. Pauli oder Stückgut–Unverpackt Einkaufen ebenfalls in St.Pauli und in Ottensen, mitnehmen und gut sichtbar anbringen. Danach ein kurzes Kontaktformular ausfüllen und fertig. Nach circa zwei Jahren ist Refill bereits rasant gewachsen. Allein in Hamburg gibt es 153 Stationen, deutschlandweit sind es circa 3.400 – Tendenz weiter steigend. „Ich werde quasi überrollt. Refill wird mehr und mehr zu einem zweiten Vollzeitjob für mich. Daher plane ich einen Verein zu gründen“, erklärt Stephanie, die hauptberuflich Webdesignerin und Grafikerin ist. „Einige Stationen werden richtig gut angenommen, andere wiederum kaum genutzt. Das muss besser werden. Aber Veränderungen brauchen eben ihre Zeit.“ Auf der Refill-Webseite findet ihr alle Stationen, die ihr ansteuern könnt. Unter anderem sind sämtliche Hamburger Starbucks-Filialen, Krögers kleine Schwester in Altona oder das Café Unter den Linden in der Schanze dabei. Also gibt es ab sofort wirklich keine Notwendigkeit mehr, unterwegs eine Plastikflasche Wasser zu kaufen!

Blaue Sticker kennzeichnen Restaurants, Cafés und Läden, die eure Trinkflasche kostenlos mit Wasser füllen.

  • Ciao Verpackungsmüll!

Und warum überhaupt noch Plastik produzieren? Dass es auch komplett ohne geht, zeigt das Unternehmen Bio-Lutions aus Winterhude. Gründer und Industriedesigner Eduardo Gordillo hat eine umweltfreundlichere Alternative zu Plastik entwickelt, die aus Agrarabfällen gewonnen wird, biologisch abbaubar und recyclebar ist. Auf die Idee kam der gebürtige Kolumbianer während seines Hausbaus, als er sich intensiv mit den Themen Energie und Ökologie auseinandersetzte. Für die Produktion seiner Verpackungsalternative werden zunächst Abfälle gesammelt, gewaschen und konserviert, um sie zu einem späteren Zeitpunkt wiederzuverwenden. Anschließend werden sie ohne Chemikalien und mit wenig Wasser- und Energieverbrauch in aneinanderhaftende Fasern umgewandelt, die in Form gepresst und zu Einwegtellern oder Obst- und Gemüseverpackungen verarbeitet werden.

Die Alternative zu Plastikverpackungen wird aus Agrarabfällen gewonnen

Derzeit stellt Bio-Lutions im indischen Bangalore nachhaltiges Einweggeschirr aus Zuckerrohrblättern und Bananenstämmen her. Denn bislang ist Indiens Abfallwirtschaft katastrophal. Der Müll wird nicht ordnungsgemäß recycelt und landet stattdessen in der Natur. „Die Produktion erfolgt vor Ort, genutzt werden regionale Ressourcen. Somit sparen wir Transportkosten und vermeiden Luftverschmutzung“, so Eduardo. Für ihn war es auch entscheidend, dass seine Produkte nicht teurer als herkömmliche Plastikprodukte sein dürfen, um wettbewerbsfähig zu sein. Dieses Jahr will der Unternehmer expandieren. Ein Standort wird derzeitin Schwedt in Brandenburg aufgebaut. Ein weiterer in Thailand soll folgen. Hier in Deutschland würden wir so bald wie möglich zum Beispiel Tomatenpflanzen für Tomatenverpackungen nutzen. Dieses Verfahren nennt sich Repacking“, erklärt Eduardo. „Die Pflanzen werden jährlich ausgerissen und derzeit kostenpflichtig von den Anbauern entsorgt. Unser mittelfristiges Ziel ist, in den nächsten fünf Jahren in 40 Ländern vertreten zu sein.“

Bio-Lutions Gründer Eduardo Gordillo will auch bald in Deutschland nachhaltige Obst- und Gemüseverpackungen anbieten

  • Nachhaltigkeit im Badezimmer 

Ein weiteres Start-up aus Hamburg, das sich dem Kampf gegen Kunststoff verschrieben hat, ist HYDROPHIL. Die drei Gründer und Freunde Wanja Johannes Weskott, Sebastian Bensmann und Christoph Laudon stellen in Barmbek-Süd Hygieneprodukte aus nachwachsenden Rohstoffen her. Die Bambus-Zahnbürsten und -Wattestäbchen, Mundwasser und Seifen werden wasserschonend, vegan sowie fair hergestellt und kommen ohne chemische Zusatzstoffe aus. Alles begann 2012 mit einem Blog, auf dem die Hamburger beispielsweise über einen Zero Waste-Selbstversuch oder innovative Lebensmittelproduktion schrieben. Ein Jahr später kamen die Drei während einer Fahrradtour auf die Idee, selber nachhaltige und wasserneutrale Produkte herzustellen. Mittlerweile sind die Produkte online erhältlich. Aber auch in Hamburger Locations wie dem Saltwater Shop in St. Pauli, bei Stückgut-Unverpackt Einkaufen in Ottensen und St. Pauli, Ohne Gedöns in Volksdorf, Monger in Hoheluft-Ost oder Mimulus in der Schanze könnt ihr den Stuff für euer Badezimmer bekommen.

Die HYDROPHIL-Produkte sind wasserneutral, vegan und fair.

„Zu Beginn des Projekts hatten wir sehr viele Skeptiker“, erzählt Christoph, der gelernter Erzieher ist. „Wir wurden insbesondere vom konventionellen Handel nicht so richtig ernst genommen. Aber inzwischen hat sich das geändert, da nachhaltiger Konsum glücklicherweise eine immer größere Rolle spielt.“ Als kreativer Kopf ist Christoph hauptsächlich für die Entwicklung und Innovation hinter den Hygieneprodukten zuständig. Sebastian hat Sozialwesen studiert und ist als Gesellschafter für die Unternehmensentwicklung und das Innovationsmanagement verantwortlich. Diplomkaufmann Wanja checkt die Finanzen und managt den Bereich Ein- und Wiederverkauf. „Wir arbeiten täglich an der Verbesserung und Weiterentwicklung unserer Produkte und versuchen damit unserem Ziel eines nachhaltigen Vollsortiments für das wasserneutrale Badezimmer immer näher zu kommen“, so Christoph.

Die HYDROPHIL-Gründer Wanja, Sebastian und Christoph bringen umweltfreundliche Produkte in euer Badezimmer. 

 

  • Nachhaltig im Alltag

So könnt ihr täglich etwas (mehr) für die Umwelt tun!

Upcycling
Habt ihr euer WG-Zimmer und euren Kleiderschrank entrümpelt und wisst nicht wohin mit den alten Sachen? Dann schaut mal bei Nutzmüll in Altona, Wandsbek oder City vorbei. Der Verein upcycelt in liebevoller Arbeit alte Textilien, Fahrräder oder Computer und verkauft sie für kleines Geld an Hilfsbedürftige! Weitere Infos hier

Zero Waste
Wenn ihr euer Leben müll- und verpackungsfreier gestalten möchtet, findet ihr hilfreiche Tipps und Inspirationen auf dem Hamburger Zero Waste-Blog Alternulltiv der Freundinnen Erdmuthe Seth und Vanessa Riechmann. Die beiden Hamburgerinnen zeigen, wie bestimmte Produkte durch unverpackte Alternativen ersetzt werden können oder posten DIY-Rezepte für Deo und Zahnpasta. Weitere Infos unter Alternulltiv.de sowie bei Instagram

Aufräum-Aktion und Plogging
Vom 22. bis 31. März veranstaltet die Stadtreinigung die jährliche Aktion „Hamburg räumt auf“. Hier könnt ihr euch mit Freunden zusammentun, ein Aufräum-Team bilden, ein Sammelgebiet sowie einen Termin festlegen und euch hier anmelden. Die Stadtreinigung versorgt euch dann für den Tag mit Handschuhen und Müllsäcken, die von euch gefüllt an einem vereinbarten Ort gebracht und von der Stadtreinigung entsorgt werden. Wer sich noch ein bisschen sportlicher betätigen möchte, kann Plogging – also Müllsammeln während des Joggens – ausprobieren! Ursprünglich kommt Plogging aus Schweden und leitet sich von „Plocka upp“ (dt.: aufheben oder aufräumen) ab.

Smartphone-Lösung
Der Verein Küste gegen Plastik aus St. Peter Ording setzt sich für den Schutz von Natur, Umwelt, Küste und Hochwasser sowie die Landschaftspflege ein. Über die vom Verein entwickelte Replace-Plastic-App könnt ihr Herstellern mitteilen, dass ihr euch deren Verpackungen ohne Plastik wünscht. Einfach den Strichcode des jeweiligen Artikels scannen, euren Namen eingeben (dient der Verifizierung) und abschicken. Das Feedback wird vom Verein direkt an die Produzenten weitergeleitet. Weitere Mitmachevents wie Strandmüllsammelaktionen und Infos findet ihr hier

Text: Kristina Regentrop
Fotos: Refill (1), Büttner (1), HYDROPHIL (1), Große-Cossmann (1), Probst (1), Bio-Lutions (1)

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