2015 erhielt „Effi Briest - allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie" super Kritiken und war auch beim Publikum extrem erfolgreich. Folglich wiederholten Sienknecht und Bürk diesen Erfolg mit „Anna Karenina" und „Die Nibelungen". Nach weiteren Projekten wurde es zuletzt etwas ruhiger um das Regieudo. Nun kehren sie zu ihrer Erfolgsreihe zurück und treffen erneut ins Schwarze.
Diesmal nehmen sie sich Schillers Drama „Kabale und Liebe" vor. Das Konzept ist dasselbe. Die Bühne ist ein überdimensionales Radiostudio im Retro-Stil der 60er Jahre. Gleich zu Beginn startet eine muskalische Live-Hommage an Daft Punks „Get Lucky", das die Richtung vorgibt: Literatur, Radiohommage und Kultsongs bilden einen cleveren und unterhaltsamen Mix, der manchmal oberflächlich flach wirken mag, aber mit laufender Spieldauer zu einer obskurren Darbierung wird, die zum Lachen, Schunkeln und Mitsingen animiert. Vielleicht würde sich Schiller im Grabe umdrehen, aber es ist verdammt unterhaltsam.
Schillers Werk wird schnell per Radiomoderator erklärt und schon ist man mittendrin in der Geschichte. Selbst wer „Kabale und Liebe" bislang nicht kannte, kann der Handlung schnell folgen. Die schnellen und schrillen Kostümwechsel tragen uns mal in die adlige Zeit des Sturm und Drang, mal wieder gefühlt in die 1960er/70er Jahre - so ein wenig im TV-Stil von Ekel Alfreds Kultserie „Ein Herz und eine Seele". Die Darsteller überzeugen formatübergreifend und wechseln die Epochen ebenso wie die Geschlechter mit Bravour.
Am Ende schafft es die Story, die Dramatik von Schillers Werk trotz der völlig unpassender aber hochamüsanten emotionalen Songeinlagen á la George Michael, Elton John oder Frank Sinatra emotional einzufangen und so auf das unabdingbare emotionale Finale hinzuleiten. Romeo und Julia lassen grüßen. Das Premierenpublikum ist begeistert. Wir auch! Und wir sind gespannt auf den nächsten Streich.
Kabale und Liebe – allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie von Barbara Bürk und Clemens Sienknecht frei nach Friedrich Schiller
Premiere am 01.02.2025 um 19.30 Uhr, Deutsches SchauSpielHaus, Kirchenallee 39 (St. Georg).
Weitere Vorstellungen am 12.02 und 20.02, sowie am 04.03. Folgetermine in Planung.
Fotos: Matthias Horn
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