Er ist keine Neu- sondern eine stilechte Wiederentdeckung: Nach Gin sorgt jetzt Whiskey wieder für gediegene Bar-Abende! Levent Gudegast (35) ist Barkeeper im Clouds auf der Reeperbahn. Seit 15 Jahren ist der Hamburger Berufs-Shaker schon in der Branche unterwegs und kennt sich deshalb bestens aus. Warum Whiskey wieder im Trend ist, ist für ihn ziemlich klar: „Die Leute wollen aus der Caipi- und Piña Colada-Welt entfliehen. Heute dreht sich doch alles um Transparenz. Wir wollen wissen, was in unserem Glas ist – genau wie beim Essen.“ Nach #consciouseating jetzt also auch #consciousdrinking! Whiskey ist eben kein Billig-Fusel, sondern eine bewusste Entscheidung für Qualität. Unter anderem aufgrund seiner Reifung in Holzfässern kann der edle Tropfen dabei ganz unterschiedliche Aromen entwickeln – von süßlich über torfig bis fruchtig. Dafür sind beispielsweise die Holzart und auch die vorherige Nutzung der Fässer entscheidend.
Und er braucht nicht immer viel Schnick Schnack. „Für mich ist er deshalb auch eine relativ erwachsene Spirituose“, sagt Levent. Außer als Whiskey-Cola-Mische gehört sie nämlich nicht unbedingt zu Jedermanns Teenie-Sünden. Levents persönliche Lieblinge sind die Bourbons. „Die haben Leben“, sagt er. Nicht umsonst werden sie für den Großteil der amerikanischen Cocktail-Klassiker verwendet.
Geschüttelt oder gerührt?
Einer der Whiskey-Drinks schlechthin ist der Whiskey Sour. „Sours waren mit die ersten Cocktails überhaupt. Darauf wurde alles aufgebaut“, erzählt Levent. Hier kommt es auf die richtige Mischung aus Sü.e, Säure und Alkohol an. Im Clouds werden Bourbon, Zitrone, Zuckersirup und Eiweiß in eine Liaison zum Dahinschmelzen geschüttelt. Dabei wird der Drink ohne Eis geshaked, um Klümpchen zu vermeiden. Noch etwas Orange on top et voilà: Wir sind verliebt! Der Manhattan ist ebenfalls ein echter Mix-Gigant und für Leventein besonderer Drink: „Der Whiskey Sour geht eher so als Unisex-Getränk durch. Der hat kein Alter. Ein Manhattan ist da schon eine etwas erwachsenere und durch den herberen Geschmack speziellere Geschichte.“ Im Clouds werden für den Manhattan Rye Whiskey, Cocktailbitter Angostura und roter Wermut ganz entspannt verrührt – nicht geschüttelt. Während der Whiskey Sour durch seine Frische zum direkten Glas-Leeren animiert, mag es dieser Cocktail gemütlicher. Hier nippt man und hastet nicht.
Whiskey-Hotspots
Für den perfekten Whiskey-Genuss solltet ihr die richtigen Locations in Hamburg kennen! Neben dem Clouds ist auch das Christiansen’s eine Topadresse. Hier sorgt Uwe Christiansen jetzt schon seit 20 Jahren für Whiskey-Freuden. Mehrfach wurde seine Location vom Fachmagazin „Der Whisky-Botschafter“ und dem „Whisky Guide Deutschland" schon als eine der besten Whiskey Bars Deutschlands ausgezeichnet, zuletzt 2017. Um die 250 verschiedenen Whiskeys bietet die Bar – darunter indische und japanische Sorten sowie Raritäten. Alle Cocktailfans sollten unbedingt den klassischen Old Fashioned oder den cremigen Purple Heather mit Glenfiddich Malt Whiskey, Brombeer-Likör, Baileys und Sahne probieren! Wer es gern besonders schick mag, sollte in die Bar DaCaio im The George Hotel gehen. Hier stehen 114 Whiskeys zur Auswahl – vom Dalwhinnie aus den schottischen Highlands über den kanadischen Crown Royal und den japanischen Suntory Yamazaki bis zu Bar-Chef Giovanni Massiminos Liebling Johnnie Walker Black Label. Must-Try: Der Vintage-Cocktail mit Kirschmarmelade, Grapefruitsaft, Bénédictine-Likör und dem schottischen Talisker-Scotch. Für einen legeren Abend empfehlen wir die Gazoline Bar. Im Herzen von Ottensen ist alles eher relaxed. Besonders beliebt sind die Single Malts und die Cocktail-Kreationen, wie der New York Sour mit Bourbon, Zitronensaft, Puderzucker und Rotwein oder der Hobnail mit Scotch, Ingwersirup, Zitronensaft, Averna-Likör und Cocktailbitter Angostura. Mit 8,50 Euro sind die Whiskey-Cocktails hier auch studentenfreundlich. Also hin da und Whiskey-Sp(i)rit tanken! Insgesamt haben wir mit Whiskey einen absoluten Genuss-Garanten für uns wiederentdeckt! Er ist eine Spirituose mit Stil, die gekonnt gemixt und erobert werden will. Das kostet auch mal mehr, lohnt sich aber! Und wer Lust hat, ihn noch besser kennenzulernen, kann im Clouds, Christiansen’s und in der DaCaio Bar jeweils auch bei einem Tasting auf den Whiskey-Geschmack kommen.
Text: Marlena Gaul
Fotos: Thiele (1)
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