Rüschen, Rosa, Schleifen: Auch feminine Looks können powervoll sein.
„Den besonders femininen Stil habe ich über die Jahre entwickelt, weil ich ihn liebe und vielleicht auch, weil er mir früher immer verboten wurde.“
T-Shirt: Asos, Jeanshemd: Asos, Rock: Otto, Schuhe: Asos
Muster und Plissee: Julias Lieblingskleid für besondere Anlässe.
„Wieso soll ich sportliche Looks tragen, wenn ich es nicht bin? Das habe ich nie verstanden.“
Kleid: Frock & Frill, Schuhe: Tamaris
Pink GRLPWR: Der coole Streetstyle wird durch die glänzenden Schuhe zum Highlight.
„Das Wort Feminismus ist für mich immer noch zu negativ aufgeladen. Damit verbindet man eine sehr radikale und männerfeindliche Einstellung.“
Shirt: New Look, BH: Ashley Graham via navabi, Hose: H&M, Schuhe: New Look
Transparenz trifft Used Look: Der Kontrast gibt der verspielten Bluse Lässigkeit.
„Mir wurde mit der Zeit bewusst, wie sehr schöne und gut sitzende Kleidung sowie Make-Up das eigene Körpergefühl und Bewusstsein beeinflussen.“
Bluse: New Look
Du selbst hast einen sehr femininen Stil. Hast du das Gefühle manchmal auf dieses „Mädchenhafte“ reduziert zu werden?
Ganz im Gegenteil. Meinen Stil würde ich als sehr vielseitig beschreiben. Heute trage ich Rosa und Rüschen, morgen Lederjacke und Boots. Den besonders femininen Stil habe ich über die Jahre entwickelt, weil ich ihn liebe und vielleicht auch, weil er mir früher immer verboten wurde. Ich erinnere mich zu gut an die Modeberaterin, die sagte „Mit deiner kräftigen Figur musst du sportliche Looks tragen“– dabei hätte ich viel lieber das hübsche Kleid meiner schlanken Schwester getragen. Wieso soll ich sportliche Looks tragen, wenn ich es nicht bin? Das habe ich nie verstanden. Ab dem Zeitpunkt, als mir immer mehr bewusst wurde, dass ich mein Leben selbst in der Hand habe, hat sich auch mein Stil verändert. Ich trage alles worauf ich Lust habe – gegen jedes Klischee und das macht mich glücklich! Und wenn jemand mich darauf reduzieren sollte, dann ist das seine Sache und nicht meine.
Was bedeutet Feminismus für dich? Oder ist die ganze wiederaufkommende Debatte darum momentan eher nur ein „Trend“ und das Wort an sich ein „Buzzword“?
Das Wort Feminismus ist für mich immer noch zu negativ aufgeladen. Damit verbindet man eine sehr radikale und männerfeindliche Einstellung. Ich wünsche mir sehr, dass es eine neue Bezeichnung für das gibt was gerade stattfindet, denn meiner Meinung nach sind es gerade Männer die dazu beitragen müssen, dass sich das Bild der Frau verändert. Immer noch sitzen viele Männer in den entscheidenden Positionen. So lange sie nicht hinter den Frauen stehen und sie ernst nehmen, statt zu belächeln, wird es meiner Meinung nach schwer sein etwas Grundlegendes zu verändern. Ich finde es gut, dass viele Frauen ein neues Bewusstsein entwickeln, sich mehr zutrauen, Mut haben und Dinge tun, die sie vorher nicht für möglich gehalten haben. Ich denke, dass diese Bewegung Hand in Hand mit den Männern funktionieren sollte, um grundlegend etwas zu verändern.
Auf deinem Blog schreibst du auch viel über dich persönlich: Du hattest früher Panikattacken und warst sehr schüchtern. Woran lag das? Und wie hast du es geschafft, selbstbewusster zu werden?
Woran die Schüchternheit und die Panikattacken lagen? Sehr wahrscheinlichen an Ereignissen aus der Kindheit. Wichtig dabei ist aber, dass man nicht an dem festhält was war, sondern nach vorne schaut und Lösungen findet. Um meine schüchterne Art zu überwinden, habe ich mich immer wieder meinen größten Ängsten gestellt, habe Vorträge gehalten und bin auf Menschen zugegangen. Die Frage „Was wird schlimmstenfalls passieren?“ hat mir dabei sehr geholfen. Die Antwort war in den meisten Fällen „Nichts!“– zumindest Nichts, woran ich nicht wachsen könnte. Mein Rezept: Reflektion, die richtige Atmung, gute Bücher, noch bessere Freunde, ein Coach, gutsitzende Kleidung. Und vor allem Zeit und Gelassenheit! Diese Puzzleteile haben mir Step-by-Step dabei geholfen ein neues Selbstbewusstsein zu entwickeln.
Inwiefern ist Mode dabei für dich ein Ausdrucksmittel deiner Persönlichkeit? Was genau macht für dich eine selbstbewusste Frau überhaupt aus?Inwiefern können Mode oder Make-Up das unterstreichen?
Eine selbstbewusste Frau trägt was ihr gefällt – ohne darüber nachzudenken, was andere Menschen darüber sagen oder denken könnten. Sie hat ihre eigene Meinung und weiß, was sie will. Mode spielt, gerade bei einer Kleidergröße 42+, eine große Rolle. Früher konnte ich nur unförmige Kleidersäcke mit schrecklichen Mustern tragen, weil es einfach nichts anderes gab und so habe ich mich auch gefühlt! Diese Kleidung konnte ich in den letzten Jahren glücklicherweise durch Skinnyjeans und körperbetonte Styles tauschen. Erst da wird einem bewusst, wie sehr schöne und richtigsitzende Kleidung und auch Make-Up das eigene K.rpergefühl und Bewusstsein beeinflusst.
Neben deinem Blog arbeitest du als Kreativ-Konzepterin. Wie war für dich der Weg in die Selbstständigkeit?
Ich habe nicht lange nachgedacht. Ich habe es einfach gemacht und bisher bereue ich keinen einzigen Tag. Im Gegenteil: Ich bin dankbar für die wundervollen Erfahrungen, Möglichkeiten und Menschen, die meine Selbstständigkeit so großartig machen. Sich die eigene Zeit so einteilen zu können wie man möchte, ist traumhaft. Eine spontane Pressereise? Kein Problem! Mich mit meiner liebsten Fotografin Stef treffen und einen halben Tag lang durchshooten? Klappt! Morgens um 6 Uhr aufstehen und mit der Arbeit loslegen? Funktioniert! Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich so gut selbst organisieren kann. Natürlich ist das nicht immer einfach, aber wenn man für sich selbst arbeitet hat man einfach eine ganz andere Motivation. Und die liebe ich!
Hamburger Bloggerin Schönwild, Blog: schoenwild.de, Instagram: @schoenwild
Text: Lesley-Ann Jahn
Foto: Stefanie Thiele
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