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News aus Hamburg
WORK AND STUDY

Studi-Startups: Morgens Uni, abends Chef!

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„Erst studieren, dann firmieren!“ Das klingt nicht nur oldschool, sondern ist es auch! Denn die alte Chronologie ist schon längt aufgebrochen und das moderne Entrepreneurship hat auch den Campus erobert: Zwischen Hörsaal, Mensa und Bibliothek entstehen häufig die besten Ideen für ein eigenes Unternehmen. Und warum sollte man diese nicht gleich nach der Vorlesung realisieren? Wir zeigen euch zwei Studierende, die mit der Umsetzung ihrer Ideen nicht warten wollten, bis sie ihren Abschluss in der Tasche haben.

Malte Steiert – 7. Semester Medienmanagement – Foodguide-App

Alle, die die Foodguide-App schon kennen: Gut so! Für alle, die noch nichts davon gehört haben, ein kleiner Schnelldurchlauf: In guter Tinder-Manier könnt ihr über die Food-Fotos neue Restaurants entdecken und bekommt personalisierte Empfehlungen. Der Content kommt dabei ausschließlich von den Usern selbst – eine Art soziales Netzwerk für Essen also. Das ist nicht nur praktisch sondern macht auch noch Spaß beim Swipen!

Die Idee dahinter stammt von Malte Steiert (23). Gestartet als Instagram-Foodblog @hamburgfoodguide wurde das Projekt Mitte 2015 mit dem Launch der App ein Vollzeit-Job für ihn. Da war Malte noch im 5. Semester seines Medienmanagement-Studiums an der Macromedia Hochschule.

„Wenn eine Idee da ist und ich daran glaube, lasse ich mich natürlich nicht von einem Studium oder sonst was aufhalten. Dann heißt es eben Zähne zusammenbeißen und bis spät in die Nacht, am Wochenende sowie in den Semesterferien arbeiten“, sagt Malte.

Mittlerweile sind mehr als 60.000 Nutzer bei Foodguide angemeldet und das Team um Malte auf 7 Leute mit eigenem Office angestiegen: „Noch sitzen wir in einem Büro am Baumwall, ziehen aber in wenigen Wochen in neue Räume in die Schanze – da gibt’s besseres Essen!“ Volle Konzentration auf das Wesentliche also!

Aber im Ernst: Für Malte, der gerade in den letzten Zügen seiner Bachelorarbeit steckt, hat die Foodguide-App zwar Priorität, was aber nicht bedeutet, dass er die Uni komplett schleifen lässt oder Klausuren schiebt. „Ich bin der festen Überzeugung, dass beides geht. Die Uni ist glücklicherweise flexibler als die Schule früher“, erzählt er. Von seinem Hauptdozenten und Crossmedia-Experten Philipp Riehm bekam er sogar dessen Netzwerk für Kunden und Investoren geöffnet.

„Trotzdem muss jedem klar sein, dass ein Startup neben der Uni wenig wirkliche Freizeit bedeutet. „Ich besuche meine Familie in der Heimat ein Mal im Jahr zu Weihnachten und habe bei jeder Reise mein MacBook dabei und muss erreichbar sein.“

Maltes Vorteil: Er hat sich selbst einen Arbeitsplatz geschaffen, der extrem viel Spaß macht. Auch wenn dafür der Stresspegel an den meisten Tagen der Woche hoch und die Nachtschichten lang sind. „Der positive Outcome nach Investorengesprächen oder neuen Projekten belohnt alles und man weiß, wofür man das alles macht! Bis Ende des Jahres planen wir Foodguide durch Internationalisierung und Team-Erweiterung auf das nächste Level zu heben.“

Thekla Wilkening – 7. Semster Bekleidung – Technik und Management – Kleiderei 

Die Geschäftsidee von Thekla Wilkening (Foto, links) entstand 2012 gemeinsam mit ihrer Freundin Pola Fendel (rechts) abends über ein paar Gläsern Wein. Am nächsten Morgen war beschlossen: Das wird umgesetzt! Nach einer viermonatigen Planungsphase gingen die beiden mit der Kleiderei, einer Art Leihbibliothek für Klamotten, an den Start. Nach dem Prinzip „nerverending Kleiderschrank“ in nachhaltiger Form bekommt ihr hier schicke Teile, die nach dem Tragen wieder zurückgegeben werden.

Die Finanzierung des ersten Stores in Hamburg war komplett auf Low Budget ausgelegt und für den Online-Shop stellten die beiden eine Crowdfunding-Kampagne auf die Beine. Inzwischen ist die Kleiderei online und der zweite Store hat gerade in Köln eröffnet. 

Ganz „nebenbei“ studiert Thekla Bekleidung – Technik und Management an der HAW. Auch hier setzt sie sich intensiv mit dem Prinzip nachhaltiger Mode auseinander. Mit der Doppelbelastung war gerade die Kleiderei-Anfangsphase aufreibend: „Morgens in die Uni und abends ab 17 Uhr dann in den Store – da werden Klausurenphasen schon einmal zur Herausforderung“, sagt sie. „Ausgerechnet am Tag nach der Kleiderei-Eröffnung stand sogar eine wichtige Prüfung in Elektrotechnik an. Da hat der Wecker dann nach sehr wenig Schlaf um 5 Uhr geklingelt!“ 

Trotz Stress ist für Thekla die Praxis neben Bibliothek und Büchern ein willkommener Ausflug in die Realität: „Ich hab oft ein inspirierendes Campus-Leben vermisst. Dass man eigentlich nur über seinen Büchern brütet, hat nicht viel Raum für Visionen und spannende Begegnungen gelassen.“ Aus der Uni bekam Thekla positives Feedback von Dozenten und Kommilitonen – den ersten Artikel über die Kleiderei schickte die Direktorin sogar durch den HAW-Verteiler.

„Mittlerweile werde ich in der Vorlesung auch gerne mal nach Alltagsbeispielen für die Lehrinhalte gefragt."

Dass Thekla sich aber auf dem ersten Erfolg der Kleiderei „ausruht“, ist nicht drin – und das Konzept wächst: Neben dem Online- Shop, Pop-Up-Stores und dem Laden in Köln, gibt es inzwischen auch ein eigenes Magazin. Thekla hat sich zusammen mit Freundin Pola früh selbst verwirklicht und kann wichtige Kontakte in die Arbeitswelt knüpfen – und das schon während der Unizeit! Respekt.

Text: Julia Malz, Lesley-Ann Jahn

Fotos: Raphael Guillou, Kleiderei

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