Anja-Katharina R., Medienstudentin an der Hochschule Macromedia und Uni Hamburg
Viele haben nach dem Abi keinen Plan, was sie beruflich machen wollen. Anja-Katharina Riesterer (25) aus Wellingsbüttel hatte Lust auf Journalismus. „Das war für mich der Beruf, der alles vereint was mir liegt: Sprache in Wort und Schrift, Menschen und ihre Geschichten, Weltgeschehen und Kommunikation“, sagt sie. Erstmal wollte sie sich ein bisschen aus- probieren. Ihre ersten Steps in der Medienwelt? Praktika. 6 Monate in der PR-Abteilung bei Stage Entertainment, 6 Wochen in der Lokalredaktion von BILD Hamburg, 4 Wochen bei der TV Movie und 2 Monate bei Hamburg 1. Mit diesem praktischen Background startete sie ins Studium.
Kennengelernt hat Anja-Katharina unter anderem ein praxisorientiertes Journalistik-Studium an der Hochschule Macromedia Hamburg. „Hier gab es kein zeitaufwendiges Nebenfach und wir bekamen – praktisch und theoretisch – eine wirklich umfassende Schulung für alles, was mit Journalismus zu tun hat“, erzählt sie. Wissenschaftlich ging ihr der Studiengang allerdings nicht genug in die Tiefe. Aktuell studiert sie deshalb im Zweitstudium Medien- und Kommuni- kationswissenschaft an der Uni Hamburg im 5. Semester und ist happy mit dieser Ent- scheidung. Medienkritik und Co.? Für Anja-Katharina ein absoluter Gewinn! „Ich finde die Lehrenden für dieses Fach hier besonders motiviert und freundlich“, beschreibt sie das angenehme Lernklima.
Von ihrer Praxiserfahrung profitiert sie jedoch nach wie vor. Durch ihr Vorwissen versteht sie Zusammenhänge schneller und fühlt sich für das Studium bestens gewappnet. Für Anja-Katharina macht’s die Kombi! Aus heutiger Perspektive würde sie das Theorie-Studium mit vorangegangenen praktischen Erfahrungen einem Praxis-Studium vorziehen.
Ihre frühere Journalismus-Begeisterung ist mittlerweile allerdings weniger geworden. „Der kritische Journalist, der mit Brille, Stift und Zettel in der Weltgeschichte herumreist und Fragen stellt, ist leider heute mehr ein hektischer Journalist vor dem PC, der sich beeilen muss, eine Meldung oder Geschichte als erster zu bringen und sich Statements schnell per Telefon oder Whatsapp-Audio holt“, bedauert sie die Berufsentwicklungen. Ihr Berufswunsch? Nicht mehr ganz so klar. „Festanstellungen und gute Bezahlung sind beinahe schon utopisch in diesem Beruf“, beschreibt sie die taffe Job-Situation. Wohin die Reise genau gehen soll, weiß Anja-Katharina aktuell noch nicht.
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Jana G., Medien- und Kommunikationswissenschafts-Studentin an der Uni Hamburg
Traumjob in Sicht
Auch für Jana Glenz (24) aus Bergedorf war lang nicht klar, welcher Job für sie der richtige ist. Schon im Medienprofil auf dem Gymnasium bemerkte sie ihre starke Medien-Begeisterung. Ihre Konsequenz? Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Uni Hamburg studieren! Ohne konkretes Berufsziel startete sie 2012 in den Bachelor. Ihr Eindruck vom Studium? Viel zu theoretisch! „Zum Glück habe ich zwei Semester an der Universidade Santiago de Compostela studiert, wo mir in jedem Kurs die Praxis nah gebracht wurde“, freut sie sich über ihre Auslandsstudies.
Angefixt von ihren ersten Anwendungs-Einblicken ging es für sie nach dem Bachelorstudium mit Praktika weiter. Um den richtigen Job für sich zu finden, probierte Jana Verschiedenes aus. „Ich wollte eine Mischung aus Bild, Text und Interaktion mit den Menschen“, sagt sie. Die hat sie schließlich bei ihrem 6-monatigen Praktikum im Social Media Marketing bei OTTO gefunden.
Berufliches Insta-Updaten? Könnte schlimmer sein! Mit dem neu entdeckten Berufswunsch hat sie sich dann auf Job-Suche gemacht. Seit Januar 2017 arbeitet sie jetzt als Junior Social Media Managerin bei der Kommunikationsagentur elbkind und fühlt sich pudelwohl. Sie ist im Lifestyle-Team und ihre tägliche Arbeit reicht vom Schreiben von Redaktionsplänen über Community Management bis zu Reportings.
Rückblickend würde sie sich nicht wieder für ihr theoretisches Studium entscheiden. „Vielleicht bin ich auch einfach mit falschen Erwartungen daran gegangen, denn dieser Studiengang ist eben wissenschaftlich“, sagt sie. Ein gutes Grundwissen über die Medienwelt hat er ihr verschafft, ohne praktische Einblicke geht für sie jedoch nichts! „Ich wurde in jedem meiner Bewerbungsgespräche für Praktika gefragt, was ich denn schon so kann und ich habe mit jedem erfolgreich beendeten Praktikum gemerkt, dass es einfacher wird, die Chefs der Firmen von mir zu überzeugen“, berichtet sie von ihren Praxis-Gains.
Theorie vs. Praxis
Wie macht man es also richtig? Die Laufbahnen in der Medienbranche sind nicht immer straight. Und seinen Traumjob zu finden, ist nicht easy. Das Berufsfeld Medien wandelt sich schnell. Nicht umsonst gibt es zahlreiche Quereinsteiger, denen zum Beispiel das Instagram-Suchten und Bloggen berufliche Türen geöffnet hat. Ob sich ein meist teures Praxis- Studium à la Hamburg Media School oder Hochschule Macromedia lohnt, muss jeder selbst wissen.
Jana zeigt: Mit genügend Eigeninitiative geht es auch ohne! Aber auch staatliche Unis und Hochschulen können dem Praxis-Trend folgen. So geht die HAW zum Sommersemester mit dem neuen Master-Studiengang „Digitale Kommunikation“ an den Start. Hier sollen praxisorientiert Communication Skills gefördert und ein Online-Magazin produziert werden. Auch wer die Mischung sucht, wird an der HAW fündig: Im 7-semestrigen Bachelorstudiengang „Kommunikationsdesign“ treffen Theorie und Praxis aufeinander. Auf dem Lehrplan stehen hier unter anderem Interaction Design, Zeitbezogene Medien und Editorial Design. Und auch die UHH setzt mit dem Masterstudiengang „Journalistik und Kommunikationswissenschaft“ auf die Theorie-Praxis-Kombi. Neben dem theoretischen Background geht es hier auch um die eigene Entwicklung von Medienprodukten.
Was sagt der Medien-Chef dazu?
Thomas Stamer ist Geschäftsführer von plan p. Er sitzt mit der Agentur für Corporate Publishing mitten in der Hamburger Schanze und kennt die Branche. Um als Bewerber bei plan p. eine Chance zu haben, zählt für ihn vor allem eins: fachliche und auch soziale Kompetenz! „Wie er oder sie sich diese Kompetenz erabeitet hat, ist nicht von Bedeutung", sagt er. Ob Studenten, Auszubildende oder Quereinsteiger: Jeder ist hier gern gesehen.
Den „einzig wahren Weg“ zum Medien-Pro gibt es wohl nicht. Was zeigt uns das? Auch ein rein theoretisches Studium verbaut euch nicht eure mediale Zukunft! Folgt euren Interessen und lasst euch nicht entmutigen! Informiert euch gut und sucht euch den Studiengang, auf den ihr richtig Bock habt, denn eure Motivation ist das A und O. Gerade als Berufs-Neuling ist ein fettes Einkommen zwar untypisch, aber wer weiß, ob nicht genau ihr eines Tages die neuen Mark Zuckerbergs seid!
Text: Marlena Gaul
Foto: privat (2), Monkey Buisness Images/shutterstock.com (1)
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