Ein beliebtes zweites und naheliegendes Standbein ist das Cateringgeschäft. Die Holy Dogs mit ihren Hot Dogs, Vincent Vegan mit veganem Fastfood oder der Hackbaron mit fleischreichen Kreationen – sie und viele weitere Foodtrucker sind nebenbei als Caterer aktiv. Auch für die Schwestern Jil (30) und Vivian (29) Dicks, die seit 2015 als Burristas mit dem „ersten Burrito-Truck Norddeutschlands“ unterwegs sind, waren Caterings von Beginn an Teil ihrer Geschäftsidee, um trendige Produkte auf private Events, Firmenfeiern oder Weihnachtsfeiern zu holen. „Manche Kunden haben naive Vorstellungen vom Berufsbild des Foodtruckers. Die Zeit, in der die Verkaufsklappe offen ist, ist natürlich nicht die effektive Zeit, die wir arbeiten“, erzählt Vivian. Feste Arbeitszeiten? Gibt es nicht. Auch ein 16-Stunden-Tag ist da nicht ausgeschlossen. Dennoch sind die Burristas mit Freude dabei: „Wir sind ganz gut aufgestellt und froh, dass wir keinen Investor haben, mit dem wir alles absprechen müssen. Es ist die Freiheit, alles selbst entscheiden zu dürfen, was uns Spaß macht.“ Für die Zukunft wünschen sich Jil und Vivian ein eigenes kleines Restaurant oder Bistro. Eine passende Location zu finden, ist allerdings nicht leicht. „Wenn wir so etwas machen, dann muss auch alles passen“, erklärt Vivian. Dennoch ist die gelernte Industriekauffrau von der Idee und ihrem Produkt überzeugt: „Die Kunden fragen uns sehr häufig nach einem festen Standort. Das ist für uns der nächste Schritt!"
DER TRAUM VOM EIGENEN RESTAURANT
Diesen Schritt hat Christian Utke (33) bereits gewagt. Der Gründer von BurgerKultour ist seit April 2016 mit seiner festen Location in der Eimsbütteler Chaussee zu finden. Als er merkte, dass seine Burger beliebt waren und er sich rapide eine Fanbase aufbaute, entschied er sich neben dem Foodtruck-Geschäft für die Restauranteröffnung. Finanziell war diese Entscheidung für ihn ein großes Risiko. „Da kriegt man anfangs schon weiche Knie“, sagt er. Auf die Räumlichkeiten für das Restaurant stieß Christian per Zufall, als er eigentlich auf der Suche nach einem Lager war. Der Standort ist optimal. „Die Mieten sind hier in Eimsbüttel im Vergleich zur Schanze gut“, erklärt er. Trotzdem ist das beliebte Szeneviertel in unmittelbarer Nähe, sodass die Kunden die Möglichkeit haben, nach dem Abendessen auszugehen. Seit der Restauranteröffnung hat sich im Vergleich zum bloßen Foodtruck-Business einiges geändert. Nicht nur die Speisekarte ist im Restaurant größer, auch die Mitarbeiterzahl ist deutlich angestiegen. Während Christian Ende 2015 ein Team von etwa acht Leuten um sich hatte, sind es mittlerweile um die 20. In der Festivalsaison im Sommer sind es sogar noch mehr. „Es ist alles weniger familiär. Da ist ein netter Plausch mit allen nach Feierabend einfach nicht mehr möglich“, so Christian.
Obwohl die Planung und der Ausbau des Restaurants sehr aufwendig und zeitintensiv waren, ist Christian rückblickend mit seinem Entschluss mehr als zufrieden. Anfangs rechnete er sogar mit deutlich weniger Erfolg. Doch schon kurz nach der Eröffnung stellte sich eine Anfangseuphorie ein: „Sehr viele Leute kamen, teilweise sogar zu viele. Da ging nicht jede Bestellung richtig raus. Aber da, wo Menschen arbeiten, da passieren auch Fehler.“ Mittlerweile ist das Restaurant seit gut einem halben Jahr geöffnet. „So weit, dass ich mir eine Villa auf den Malediven kaufen kann, ist es nicht, aber es läuft ganz gut“, lacht Christian. Ein weiterer Laden ist für ihn keineswegs ausgeschlossen!
WHAT’S NEXT?
Und wie sieht die Zukunft aus? Werden vielleicht sogar andere Hamburger Foodtrucker Christians Beispiel folgen und mit einem eigenen Restaurant einen ganz neuen Weg einschlagen? Der Wunsch nach Expansion scheint da zu sein und der feste Standort ist von manchen Foodtruckern, wie den Burristas, bereits in Planung. Auch Vincent Vegan setzt neben dem Foodtruck-Betrieb mit #thebase – einem Brunchladen in Altona – seit August 2015 auf die lokale Bindung. Die Location bezeichnet Gründer Christian Kuper als „Heimat“ der drei Vincent Vegan Foodtrucks. Ein regelmäßiger Restaurantbetrieb ist bisher aber nicht umsetzbar, weshalb man nur sonntags in den Brunchgenuss kommt. Christians Business- Erfahrung: „Mit mehreren Trucks ist der Alltag sehr fordernd. Trotzdem versuchen wir uns noch um weitere Standbeine zu kümmern. Und würden das auch anderen empfehlen.“ Aber ist ein zweites Standbein überhaupt in allen Fällen finanzierbar und der feste Standort als Zukunftsmodell der Szene zu erwarten? Denn ob der Foodtruck-Trend tatsächlich anhält und die Produkte weiterhin so heiß begehrt sind, ist unklar. Die Kiezküche hat sich beispielsweise mit ihren Bánh Mìs bereits aus dem Foodtruck-Business zurückgezogen. Hat es sich also bald ausgetruckt? Sind die Restaurantpläne einiger Food-trucker ein Indiz für ein Ende des Streetfood-Hypes? Laut dem Big Balmy-Team ist dies nicht der Fall. Obwohl auch die Burger-Jungs eine Restauranteröffnung planen, sollen das Catering und die Foodtruck-Flotte erweitert werden.
Unser Fazit: Der Markt wächst. In jede Richtung. Viele Betreiber haben Bock auf mehr. Ob Catering-Ausbau, Restaurant-Opening oder Flottenerweiterung: Die Bewegung geht in Richtung Expansion. Denn wenn wir eins in der Foodtruckszene finden, dann ist es Leidenschaft für die eigene Idee und die eigenen Produkte. Wir sind gespannt, wie sich der Trend entwickelt und freuen uns auf kommende Gaumenfreuden – egal ob aus der mobilen oder stationären Küche.
Text: Marlena Gaul
Fotos: Mannhardt, (1), BurgerKultour (1), Burristas (1)
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