Nils, Moderieren lernen durch Tipps von Jay-Z oder Michael Jackson? Das klingt etwas reißerisch, findest du nicht?
Ja vielleicht, aber Jay-Z sagt zurecht: „Ohne Arbeit keine Magie“. Wer richtig gut werden möchte – egal, auf welchem Gebiet, muss viel üben und hart an sich arbeiten. Für die Bühne bedeutet das, akribisch am Text zu feilen und den Auftritt zu proben. Es kommt nicht nur darauf an, fehlerfrei durch den Text zu kommen. Das Augenmerk muss auf allen Facetten der Performance liegen, inklusive der Körpersprache und dem Einsatz der Stimme. Bestenfalls kommst du nicht nur irgendwie durch, sondern bietest deinem Publikum eine Show, die mitreißt und unterhält. Am Ende geht es um Professionalität und da können wir uns von den Stars viel abschauen. Wenn jemand weiß, wie man rockt, dann sie!
Hattest du mal selbst einen Moment auf der Bühne, bei dem fast alles schiefgelaufen ist?
Bisher bin ich von einem Totalausfall auf der Bühne zum Glück verschont geblieben – toi, toi, toi. Aber natürlich hatte ich auch schon häufig mit kleineren Störungen zu kämpfen, wie einem Ausfall des Mikros, einem verschütteten Getränk oder störenden Zuschauern.
Wie hast du die Situation dann retten können?
Wenn etwas schiefläuft, ist das Wichtigste: Kool bleiben! Du darfst nicht aus der Rolle fallen und sichtbar irritiert oder verunsichert wirken. Es gibt immer eine Lösung und viele Tricks und Kniffe, wie du dich aus unangenehmen Situationen befreien kannst. Ich denke da zum Beispiel an Texthänger oder fiese Fragen aus dem Publikum.
Kannst du ein paar coole Tipps aus deinem neuen Buch für uns zusammenfassen?
In „On Stage“ findest du zahlreiche Tipps zu allen Bereichen rund um deinen Auftritt – von der Texterstellung, über den Einsatz der Stimmung und des Körpers, bis zum Umgang mit Lampenfieber, einem Blackout oder Komplikationen. Es gibt ihn allerdings, den EINEN Tipp, den heiligen Gral der Tipps, der für jeden Bereich gilt. Er lautet verharmlosend schlicht: Vorbereitung! Es steht und fällt alles mit einer seriösen Vorbereitung in allen Bereichen. Wenn du zum Profi auf der Bühne werden willst, trainiere wie ein Profi.
Wie wichtig ist Sprachkompetenz generell für unseren persönlichen Erfolg?
Sprache ist super wichtig. Irgendwer hat sie treffenderweise mal als „Kleidung der Gedanken“ bezeichnet. Sie gibt viel von uns preis. Nicht nur, aus welcher Ecke der Welt wir kommen, sondern vor allem wer wir sind und wie wir uns fühlen. Wer kennt das nicht – zum Beispiel bei einem Date? Da will man nichts Dummes sagen, sondern eloquent wirken. Auch bei einer Prüfung oder einem Vorstellungsgespräch. Wer sich gewählt ausdrücken kann, wirkt sicher, überzeugend und professionell. Mit so jemandem verabredet man sich gerne ein zweites Mal. Ich bin überzeugt davon, dass die verbale Kompetenz ein entscheidender Faktor für privaten und beruflichen Erfolg ist.
Viele sagen, Sprachkompetenz sei eher eine Art angeborenes Talent.
So etwas wie die „geborene Rednerin“ oder den „geborenen Redner“ gibt es nicht. Natürlich helfen eine natürliche Sprachbegabung oder eine grundsätzliche Kommunikationsfreude. Aber du musst kein Naturtalent sein, um richtig gut oder gar einer der Besten deines Fachs zu werden. Wenn du weißt, auf was zu achten ist – und dafür habe ich „On Stage“ geschrieben – , ist es vor allem eine Sache des Trainings. Und wenn du mir nicht glaubst, dann vielleicht Michelangelo – nein, nicht der von den Turtles, der andere: „Wenn die Leute wüssten, wie hart ich arbeiten musste, um mein Können zu erlangen, würde es ihnen nicht mehr wunderbar erscheinen.“ Cowabunga!
ZUR PERSON
Nils Zeizinger hat mehr als 20 Jahre Erfahrung mit dem geschriebenen und gesprochenen Wort – als Autor, Texter, Sprecher und Moderator. Er studierte Publizistik-, Literatur- und Politikwissenschaft und wohnt seit 2005 in Mainz. Als Rapper ist Nils auch an mehreren Musikprojekten beteiligt und steht mit seiner Band Grundfunk regelmäßig bei Shows und Festivals am Mic.
Mehr Infos: https://www.zeizinger.de
Interview: Kai Hoffmann; Foto: Anke Benen
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